© 2012 Reiner Wandler

Zahl des Tages:

¡5.273.600!

Das spanische Statistikamt vermeldet einen traurigen Rekord. Spanien hat erstmals die fünf Millionen Hürde genommen. 5.273.600 Menschen waren zum Jahresende ohne Arbeit. Das entspricht 22,85 Prozent der erwerbstätigen Bevölkerung. Die Arbeitslosigkeit stieg damit in den letzten drei Monaten um 295.300 Personen. Seit Beginn der Krise gingen in Spanien insgesamt 2,7 Millionen Arbeitsplätze verloren. 55 Prozent davon in der Bauwirtschaft. Mehr als die Hälfte der spanischen Arbeitslosen suchen seit mehr als einem Jahr eine Anstellung. Bei den Spaniern unter 25 Jahren ist mit 48,5 Prozent knapp jeder Zweite ohne Job. In über 1,5 Millionen Haushalten arbeitet kein einziges Mitglied.

Die jetzt vermeldete Zahl ist historischer Rekord. Zwar waren bei der letzten schweren Wirtschaftskrise in Spanien, 1994, offiziell 24,5 Prozent ohne Arbeit. Doch laut der spanischen Zentralbank wären dies nach heutiger Zählart nur 18,5 Prozent gewesen. Denn mittlerweile werden Menschen, die zum Beispiel an einer staatlich bezahlten Fortbildung teilnehmen, nicht mehr gezählt.

Eine Aussicht auf Besserung ist nicht in Sicht. Spaniens Wirtschaft steckt seit dem letzten Quartal 2011 erneut in der Rezession. Im kommenden Jahr wird das Brutto -Inlandsprodukt um mehr als einen Punkt schrumpfen. Auch 2013 ist kein Wachstum absehbar. Hinzu kommen die Sparmaßnahmen, mit denen das Defizit von derzeit 8,1 Prozent bis Ende 2012 auf 4,4 Prozent gedrückt werden soll.

Spanien könnte sich regelrecht totsparen. Denn die Kürzungspolitik vernichtet Arbeitsplätze im Öffentlichen Dienst. Ein Viertel der im letzten Quartal 2011 Entlassenen stammen aus Verwaltung, öffentlichen Betrieben, Schulen und dem Gesundheitssystem. Alleine in Madrid wurden in den staatlichen Schulen der Oberstufe 3.000 Lehrerstellen gestrichen. In Katalonien, der Region rund um die zweitgrößte Stadt des Landes, Barcelona, betrifft die Sparwut vor allem die Krankenhäuser. Diese Entwicklung schwächt die Kaufkraft. Trotz des Weihnachtsgeschäftes gingen auch im Einzelhandel Arbeitsplätze verloren.

Spaniens Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände handeln derzeit unter Druck der konservativen Regierung des Ministerpräsidenten Mariano Rajoy eine Arbeitsmarktreform aus. Beide Seiten einigten sich darauf, Löhne und Gehälter bis 2014 einzufrieren. Streitpunkt ist eine weitere Aufweichung des Kündigungsschutzes, die – so Regierung und Unternehmer – neue Arbeitsplätze schaffen soll. Die Gewerkschaften bezweifeln dies. Sie lehnen auch Rajoys Pläne für eine Minijob-Regelung ab. Bereits jetzt verdienen mehr als die Hälfte derer, die noch Arbeit haben, weniger als 1.000 Euro im Monat.

Was bisher geschah: