© 2010 Reiner Wandler

Verde que te quiero verde

„Die Zeit ist reif“, gibt sich Juan José López de Uralde selbstbewusst. Der im Land bekannte, langjährige Vorsitzende der spanischen Greenpeace-Sektion widmet sich seit Monaten einer neuen Aufgabe. „Wir wollen eine grüne Partei aufbauen“, sagt er. Nicht das es so etwas in Spanien nicht schon gäbe. Zu Hunderten sind sie ins Parteienregister eingetragen. Doch die eine, große Kraft, die den politischen Ökologismus vertritt ist nicht darunter. Wenn überhaupt, sind die existierenden Parteien nur auf lokaler und regionaler Ebene erfolgreich.

„Wir wollen die einzelnen Initiativen zusammenfassen“, erklärt López de Uralde. Der 47-jährige Agraringenieur schaffte es im vergangenen Jahr in die internationale Schlagzeilen, als er auf der Gala anlässlich des Klimagipfels in Kopenhagen ein Transparent ausrollte. „Politiker reden, Anführer handeln!“ war darauf zu lesen. Die Aktion brachte dem Greenpeace-Mann und seinen Mitstreitern drei Wochen Haft ein. Dank internationaler Proteste wurden sie schließlich freigelassen.

Jetzt scharrt López de Urlade eine Gruppe Umweltbewegter um sich. Sie kommen aus Greenpeace, der spanischen Bewegung Ecologistas en Acción, SEO/Birdlife aber auch aus Gewerkschaften und der Eine-Welt-Bewegung. Alle sind sie mehr oder weniger bekannt, und alle gelten sie als unabhängig. Das ist ihre Stärke. Eine Stiftung mit dem Namen Equo dient als Think Tank. Sie lädt zu Kongressen und Tagungen auf denen sich die einzelnen lokalen und regionalen grünen Initiativen austauschen und zusammenfinden. Das Ziel? „Wir wollen bei den Parlamentswahlen 2012 erstmals antreten“, sagt López de Uralde.

Es ist nicht der erste Versuch, die Grünen in Spaniens Parteienlandschaft zu verankern. Im Jahre 2003 kandidierte der ehemalige sozialistische Europaabgeordnete und Sondergesandte des UN-Flüchtlingskommissariats in den Kriegsjahren in Sarajevo, José María Mendiluce, mit einer Ökoliste zu den Stadtratswahlen in Madrid. Er scheiterte an der Fünf-Prozent-Hürde trotz namhafter Unterstützter aus dem In- und Ausland, unter ihnen der Europagrüne Daniel Cohn-Bendit, der auch das heutige Projekt von López de Uralde mit großer Aufmerksamkeit begleitet.

In anderen Regionen ist der politische Ökologismus erfolgreicher. Auf dem Balearischen Inseln haben grüne Liste Abgeordnete in den Inselparlamenten und regieren in verschiedenen Gemeinden mit. Im südostspanischen Katalonien ist die Iniciativa per Catalunya Verds (ICV) sowohl auf Autonomieebene als auch im Rathaus der Hauptstadt in Koalitionsregierungen vertreten. Die kleine Formation ist eine Mischung aus Resten der post-kommunistischen Vereinigten Linken (IU) und verschiedenen Ökologisten. Längst hat sie sich von ihrer orthodoxen Vergangenheit losgesagt. Kataloniens Kommunisten haben sich von ICV verabschiedet und gehen – erfolglos – eigene Wege. Im spanischen Parlament in Madrid arbeitet ICV mit IU zusammen, in Europa sitzt ihr Vertreter in der Grünen Fraktion. ICV ist in das Projekt um López de Urlade eingebunden.

„Die Chancen 2012 ins Parlament einzuziehen stehen nicht schlecht“, ist sich López de Uralde sicher. Fünf Abgeordente erhofft er sich. Zwei soll ICV aus Katalonien beisteuern, zwei will Equo in Madrid holen, „und der andere irgendwo, vielleicht in Valencia“.

Die Zeiten sind nicht schlecht für einen solchen Versuch. Alle Umfragen zeigen, dass es in Spanien eine nie dagewesene Unzufriedenheit mit den beiden großen Parteien, der konservativen Partido Popular (PP) und den regierenden Sozialisten der PSOE gibt. Bei den letzten Wahlen 2008 errang eine neue Formation um die ehemalige sozialistische Europaabgeordnete Rosa Díez überraschend einen Sitz im Parlament und zeigte damit, dass die spanische Parteienlandschaft in Bewegung ist.

„Ich glaube, dass für ein linke, öklogistisches Projekt Platz ist“, sagt López de Uralde. Neben dem Umweltschutz schreibt sich Equo eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung und soziale Gerechtigkeit auf die Fahnen. Beide Themen sind von aktueller Bedeutung, nachdem die Spekulationsblase im Immobiliensektor geplatzt ist und diese Entwicklung 20 Prozent der Spanier ohne Arbeit ließ. Außerdem zeigen Umfragen, dass die Spanier mittlerweile ebenso umweltbesorgt sind, wie die restlichen Europäer. „Spanien hat sich in den letzten Jahren sehr verändert“, resümiert der Equo-Gründer López de Uralde. Dies sei nicht zuletzt der Arbeit von Umweltschutzorganisationen wie Greenpeace zu verdanken.

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