© 2010 Reiner Wandler

Ohrfeige für Zapatero


Es war ein hartes Wochenende für Spaniens Chef-Sozialisten und Regierungschef José Luis Rodríguez Zapatero. Während er und seine sozialistische PSOE nach dem Generalstreik vom vergangenen Mittwoch in Wählerumfragen mittlerweile beim historischen Tiefstand von 28,5 Prozent angekommen sind, entgleitet ihm jetzt auch noch die innerparteiliche Kontrolle.

Erstmals traut sich mit dem Madrider Parteivorsitzenden Tomás Gómez ein Lokalfürst, dem allmächtigen Zapatero die Stirn zu bieten. Gómez bestand trotz Zapateros gegenteiliger Anweisung darauf, für die Sozialisten im kommenden Mai in der Region rund um Spanien Hauptstadt Madrid als Spitzenkandidat in den Wahlkampf um die Regionalregierung zu ziehen. Zapatero hätte diesen Posten gerne seiner Gesundheitsministerin und engsten Vertrauten Trinidad Jiménez zugeschanzt. Am Sonntag kam es zu Urwahlen. Trotz der Unterstützung des gesamten Parteiapparates unterlag Jiménez dem 42-jährigen Gómez. Dies sei der „Anfang der Nach-Zapatero-Ära“ urteilen politische Analytiker in Spaniens Presse.

Gómez, der seit drei Jahren den Sozialisten in der Region Madrid vorsteht, wurde als Sohn spanischer Immigranten in Holland geboren. Es ist nicht das erste Mal, dass der Wirtschaftswissenschaftler, der über Nacht zum Hoffnungsträger all derer wurde, die mit Zapatero unzufrieden sind, Schlagzeilen macht. Im Alter von nur 31 Jahren kandidierte er erstmals erfolgreich für das Bürgermeisteramt in Parla, einer Bettenburg vor den Toren Madrids. Er gewann knapp. Nur vier Jahre später, bei den Wahlen 2003 wurde er mit drei Viertel der abgegebenen Stimmen im Amt bestätigt. Das Ergebnis brachte ihm den Titel des meist gewählten Bürgermeister Spaniens ein.

Die Sozialisten in der Region Madrid steckten in der Krise. Zapatero heuerte Gómez vor drei Jahren für den schwierigen Job an, die PSOE wieder zu stabilisieren. Gómez stürzte sich in die Oppositionsarbeit in der seit 16 Jahren von Spaniens konservativer Partido Popular regierten Region.

Vor der Sommerpause kam es dann zum Eklat. Zapatero zitierte Gómez zu sich, um ihm zu eröffnen, dass er nicht als Spitzenkandidat vorgesehen sei. Er habe zu schlechte Umfragewerte, lautete die Begründung. Gómez beharrte auf sein Recht, als Parteichef auch Spitzenkandidat zu sein. Der Vorstand der PSOE schickte mit Gesundheitsministerin Trinidad Jiménez die Frau gegen Gómez ins Rennen, die einst die erfolgreiche Kampagne des jungen Abgeordneten Zapatero um den Vorsitz der PSOE geleitet hatte.

Gómez schlüpfte in die Rolle Aussenseiters und trat als Vertreter der einfachen Parteimitglieder auf. Er gewann die Gewerkschaftsmitglieder innerhalb der Partei ebenso für sich, wie große Teile der Basis in den Arbeitervororten im Süden Madrids. Zum Schluss lag er bei 51,7 Prozent der abgegeben Stimmen.

„Die Haltung von Gómez wird Folgen haben“, drohte Spaniens Innenminister Alfredo Pérez Rubalcaba im Namen des Parteivorstandes dem Abtrünnigen zu Beginn der Urwahlprozesses. Seit Sonntag stellt sich die Frage, für wen?/Foto: http://www.tomasgomez.org/

Was bisher geschah: