© 2010 Reiner Wandler

Fiesta, fiesta española

Spaniens Presse hätte ein Sommerlochproblem, wie überall sonst auch, wären da nicht die Volksfeste. Neben den Großereignissen, wie dem Stiertreiben in Pamplona oder der Tomatenschlacht Buñol bei Valencia, schaffen es auch immer wieder kleine, unbekannte Orte meist unfreiwillig auf die Titelblätter. Sie machen durch allerlei Tragödien oder Anekdoten auf sich aufmerksam.

So beschäftigte die Eröffnung des Festes zu Ehren des Stadtpatrons Santisimo Cristo del Prodigio in Torrellas bei Zaragoza vor ein paar Jahren wochenlang die Presse. Die Bürgermeisterin und die Honoratioren des 336-Seelenortes grüßten das versammelte Volk vom Rathausbalkon. Dieser gab nach. Die lokale Prominenz stürzte in die Tiefe. Das traurige Ergebnis: Drei Tode und 20 Verletzte. Während die überregionalen Blätter fragten, wie es zu diesem Unfall kommen konnte, berichtete die örtliche Presse erleichtert: „Keines der tödlichen Opfer war aus Torrellas.“

Es sind nicht immer die tragischen Ereignisse, die es auf die Titelblätter schaffen. In Toledo gelang dem Bürgermeister ein Meisterschuss, als er mit einem Böller die fröhlichen Tage für eröffnet erklärte. Er hatte ein so gutes Händchen, dass er einen Engel an der Fassade der Kathedrale traf. Der Kopf viel ab und stürzte in die Menge. Der Schutzengel tat auch tödlich verletzt noch seine Arbeit. Wie durch ein Wunder wurde niemand verletzt. Der Erzbischof protestierte. Im kommenden Jahr soll das Feuerwerk auf einen anderen Platz verlegt werden.

Im zentralspanischen Burgo de Osma fiel der Stadtheilige San Pedro der alkoholisierten Meute zum Opfer. Als jemand der San-Pedro- Statue eines der traditionellen Halstücher umbinden wollte, brach ein Teil des Bettelstabes der Heiligenfigur ab. Trotz eines Aufrufes der Gemeindeverwaltung, das amputierte Teil zurückzubringen, tauchte der Stab nicht wieder auf. San Pedro muss zurück zum Steinmetz.

Doch was am meisten für Schlagzeilen sorgt, sind die Stierspektakel, die vielerorts die Hauptattraktion der Feste darstellen. In Medina del Campo, nördlich von Madrid, zerstörten beherzte Tierschützer die Sperrgitter des Geheges, in dem die Tiere untergebracht werden sollten, mit einem Trennschleifer.

In Tafalla, im nordspanischen Navarra, nahm ein Stier sein Geschick gar selbst in die Hand. Er sprang über die Bande der Arena ins Publikum und verletzte 40 Zuschauer, bevor er vom Publikum eingekreist und abgestochen wurde.

In Valtierra, in der gleichen Provinz, war eines der Tiere noch schneller. Er entkam, bevor er die Arena betrat. Der Jungstier brach aus, als er durch die Straßen des 2.500 Einwohner zählenden Ortes getrieben wurde, und verschwand in den anliegenden Maisfeldern. Die Polizei suchte zehn Tage lang nach ihm, bevor er schließlich wieder eingefangen wurde.

Was bisher geschah: