© 2010 Reiner Wandler

Ein pittoresker Polizeichef

Gestern schloss sich das Gefängnistor im spanischen Zaragoza zum letzten mal hinter Luis Roldán. Der Exdirektor der paramilitärischen Polizeitruppe Guardia civil ist nach 15 Jahren Haft wieder auf freiem Fuß. Anfang der 1990er-Jahre hielt der heute 66-jährige Sozialist ein ganzes Land in Atem. Die Presse enthüllte einen Korruptionsfall nach dem anderen. Roldán, dessen Skandale zur Abwahl des sozialistischen Ministerpräsidenten Felipe González beitrugen, hatte kräftig in die Kassen der Guardia civil und des Innenministeriums gegriffen. Kein Kasernenausbau, keine größere Polizeioperation, bei der er nicht Geld für sich abzweigte. Mindestens 14 Millionen Euro soll er eingesteckt haben. Nur 1,6 Millionen fand die Justiz.

Nachdem Roldán 15 Jahre der 31-jährigen Haftstrafe wegen Veruntreuung öffentlicher Gelder, Erpressung, Steuerhinterziehung und Betrug abgesessen hat, sind noch 10 Millionen Euro verschwunden. Außerdem soll er noch eine Luxuswohnung in Paris und ein Haus auf den Französischen Antillen im Gesamtwert von knapp vier Millionen Euro besitzen. Ob Roldán, der selbst seine Universitätstitel fälschte, das Geld hat oder selbst Opfer eines Betruges wurde, weiß niemand. Die zwei Treuhänder, die das in die Schweiz und andere Steuerparadiese geschaffte Vermögen verwalteten, starben wie in einem schlechten Thriller. Der eine wurde mit einem Kopfschuss aufgefunden. Selbstmord lautete das Ermittlungsergebnis. Die Leiche des anderen lag eines Tages halbnackt auf einem Hotelbett in Genf. Der Dritte im Bund, der spanische Exgeheimdienstler Francisco Paesa, lebt unbehelligt in Paris.

Es war Paesa, der seinen Freund Roldán 1995 ans Messer der spanischen Justiz lieferte. Auch dies war filmreif. Roldán hatte sich nach Laos abgesetzt und dort gestellt. Er verhandelte vermeintliche Straferleichterungen, bevor er sich in Bangkok den Spaniern stellte. Doch weder die Faxe aus Madrid noch die der Behörden in Laos waren wohl echt.

Roldán, der als Freigänger zum dritten Mal heiratete, gibt sich bescheiden. Er lebt in der elterlichen 70-Quadratmeter-Wohnung in Zaragoza, wo seine Karriere als Stadtrat begann. „Ich lebe dank der Hilfe meines Sohnes. Ich habe keinen Cent“, erklärte er in einem Interview. Eine weitere Farce oder die Wahrheit? Fortsetzung folgt.

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