© 2009 Reiner Wandler

Wetten dass …

Jetzt hat auch Spanien einen Wettskandal. Anfang der Woche leitete der spanische Fußballverband RFEF gegen mehrere Profis Ermittlungen ein. In einem nur 15 Zeilen langen Kommuniqué ist die Rede von „disziplinarischen Untersuchung gegen verschiedene Fußballspieler mit Lizenz für nationale Wettbewerbe“. Wer, wo und was … darüber schweigt sich der mächtige Verband aus.

Die Untersuchungen wurden eingeleitet, nach dem die UEFA die Spanier verständigt hatten. Die Staatsanwaltschaft ermittelt bisher noch nicht. Der Fußballverband habe die nötigen Unterlagen nicht weitergeleitet. Selbst der Staatssekretär für Sport der Regierung des Sozialisten José Luis Rodríguez Zapatero wurde vom Verband nicht informiert. Er erfuhr von dem möglichen Skandal, als die Presse ihn dazu interviewen wollte.

Erst als der Zweitligist UD Las Palmas auf seiner Webseite eine Erklärung veröffentlichte, in der sieben Spieler namentlich als Teilnehmer illegaler Wetten genannt werden, fiel der Verdacht auf ein Spiel aus der zweiten Liga im vergangenen Jahr. Das Treffen zwischen UD Las Palmas und dem madrider Rayo Vallecano war damals 0:0 unentschieden ausgegangen. Das Ergebnis kam beiden Clubs gelegen. Die sieben Fußballer, darunter der heute in der ersten Liga spielende Torwart des Real Zaragoza, Javier López Vallejo, sollen an illegalen Wetten teilgenommen haben.

Die Verdunklungspolitik des spanischen Verbandes öffnet Spekulationen Tür und Tor. Laut eines Artikels der Sportzeitung „Marca“ könnten bis zu 300 Spieler in illegale Wetten und den Kauf von Ergebnissen verwickelt sein. Mit einem „Tsunami“ vergleicht das Blatt das, was Spaniens Fußball blühen könnte. Woher die Zahlen stammen, dazu schweigt sich „Marca“ aus.

In Spanien sind private online Wetten erlaubt, werden aber weder vom der Regierung noch sonst einer Institution überprüft oder geregelt. Laut Angaben der größten Tageszeitung des Landes, „El País“, sollen 37 Wettveranstalter in Spanien mit privaten Fußballwetten im Jahr 2008 rund 75 Millionen Euro verdient haben. 86 Prozent davon sollen die Großen der Branche – Miapuesta, Bwin, Betfair, Bet365 und Unibet eingenommen haben. Die online-Wettbüros seien alle in anderen EU-Staaten sowie Malta und Gibraltar angemeldet sein. Dort lassen sich Steuern sparen.

Die des Wettbetrugs Verdächtigen haben keine hohen Strafen zu befürchten. Denn ein Gesetz, das den Betrug im Sport ahndet ist zwar von der Regierung geplant, aber noch nicht vom Parlament verabschiedet. Nur in der Comunidad de Madrid ist die Teilnahme der Spieler und Trainern an solchen Wetten zu Veranstaltungen untersagt, an denen sie direkt beteiligt sind. Und beim Tabellenführer FC Barcelona unterschreiben die Spieler in ihrem Vertrag, nicht auf Fußballereignisse zu setzen.

Die auf der Web von UD Las Palmas genannten Spieler bestreiten die Vorwürfe. „Ich habe damit nicht zu tun“, erklärte López Vallejo in einer Pressekonferenz. Und Juan Carlos Ceballos, Verteidiger beim Zweitligisten FC Córdoba tritt gar die Flucht nach vorn an: „Viele Spieler wissen Dinge aus dem Fußball. Jeder wettet, wo er will, das ist kein Verbrechen. Mit meinem Geld mache ich was ich will. Es sind kleine Mannschaften, daran ist nichts schlechtes“, erklärte er.

Was bisher geschah: