© 2009 Reiner Wandler

Seit 12 Tagen im Hungerstreik

Die Forderung von Aminatu Haidar ist einfach: „Ich will in meine Heimat zurück, mit oder ohne Reisepass“, erklärte die sahrauische Menschenrechtlerin, als sie vor 13 Tagen auf dem Flughafen der Urlaubsinsel Lanzarote in einen unbefristeten Hungestreik trat. Mittlerweile (Freitag, 27.11.09) sind zwölf Tage vergangenen. Eine Lösung ist nicht in Sicht. Haidar war von den marokkanischen Besatzungsbehörden aus der einstigen, spanischen Kolonie Westsahara abgeschoben worden, nachdem sie aus den USA zurückkam, wo sie mit einem Preis für Zivilcourage ausgezeichnet worden war. Die marokkanische Polizei hatte ihr zuvor den Reisepass abgenommen. Die Spanier ließen sie dennoch ins Land. Raus darf sie jetzt nicht mehr „mangels gültiger Dokumente“. „Komplizenschaft“ wirft Haidar deshalb der ehemaligen Kolonialmacht vor.

Die 42-Jährige steht für den gewaltfreien Widerstand der Sahrauis gegen die Besatzung ihres Landes an Afrikas Westküste, gegenüber der Kanarischen Inseln. Mittlerweile redet Haidar nicht mehr mit der Presse. „Sie ist zu geschwächt“, entschuldigt sie ihr Sprecher, der in Spanien bekannte Schauspieler Willy Toledo. Er ist eigens aus Madrid angereist, um der „sahrauischen Gandhi“, wie Haidar von ihren Landsleuten genannt wird, zur Seite zu stehen.

Die gesundheitliche Lage der Menschenrechtlerin spitzt sich zu. Seit ihrer fünfjährigen Haft in einem marokkanischen Geheimgefängnis Ende der 80er Jahre leidet Haidar neben vielen anderen Krankheiten an einem offenen Magengeschwür. Dieses verschlimmert sich jetzt durch den Hungerstreik noch.

„Die Marokkaner verlangen von ihr, dass sie die marokkanische Nationalität anerkennt, um ihr den Reisepass zurückzugeben. Dies verstößt eindeutig gegen das Völkerrecht“, beschwert sich Toledo. Der Schauspieler wirft der spanischen Regierung Untätigkeit vor: „Hier hat niemand angerufen, um sich nach der Lage Haidars zu erkundigen.“

Die Solidarität mit der Hungerstreikenden wächst. In der besetzten Westsahara sind Frauen in einen Solidaritätshungerstreik getreten. Neben zahlreichen spanischen Künstlern, unter denen sich der Hollywoodschaupieler Javier Bardem befindet, bekommt Haidar auch internationale Unterstützung. Der portugiesische Literaturnobelpreisträger José Saramago hat ihr ebenso einen Brief geschrieben, wie der Latainamerikaner Eduardo Galeano. Heute (Freitag, 27.11.09) wird eine Delegation der us-amerikanischen Robert F. Kennedy Stiftung in Lanzarote erwartet. Sie wollen Haidar, die 2008 den Menschenrechtspreis der Stiftung erhielt, beistehen. In Madrid und auf Lanzarote sind für das Wochenende zwei große Solidaritätsfestivals geplant./Foto: Saharauiak

Siehe auch: Kein Erbarmen

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