© 2009 Reiner Wandler

Dramatische Lage

Die Nachricht ist klar: „Sie haben drei mit an Land genommen und sie werden uns alle mitnehmen, wenn Spanien ihnen die zwei Verhafteten nicht zurückgibt“, stammelte am Donnerstag früh ein spanischer Seemann ins Telefon, als er seine Frau im Baskenland anrief. Er gehört zur 36-köpfigen Besatzung des seit 36 Tagen vor der Küste von Somalia entführten spanischen Trawlers Alakrana. Der Besitzer des Fischereischiffes Ricardo Blach wurde noch deutlicher. Die Piraten hätten gedroht in drei Tagen immer drei Seeleute zu erschießen, solange, bis ihre zwei von der spanischen Kriegsmarine verhafteten und nach Madrid gebrachten Kumpanen freigelassen würden.

Bei den drei an Land gebrachten Fischern handelt es sich um einen Basken und zwei Galicier. Sie wurden, so Blach während eines Anrufs beim größten spanischen Radiosender, der Cadena Ser, unter den 16 Spaniern an Bord ausgelost. Während der Telefonate, die von den Piraten genehmigt wurden, schossen die Entführer im Hintergrund immer wieder MP-Salven sowie eine Granate ab, um den Ernst der Lage zu unterstreichen.

„Wir wissen ganz genau, wo die drei Seeleute sind“, versucht Spaniens Verteidigungsministerin Carme Chacón die Angehörigen der Fischer zu beruhigen. Doch es nutzt nichts. Die Ehefrauen und Kinder der Seeleute werfen der Regierung Versagen vor. Sie hatten von Anfang an gewarnt, dass die Verhaftung und Überführung von zwei Piraten die Verhandlungen über die Herausgabe des Schiffes behindern könnte. Die spanische Regierung bestritt dies, bis sich die Lage jetzt zuspitze.

Nun steht die Regierung von José Luis Rodríguez Zapatero vor einer schier unlösbaren Aufgabe, denn die spanischen Richter weigern sich das Ermittlungsverfahren gegen die beiden Somalier einzustellen und sie auf freien Fuß zusetzen.

„Die Regierung hat uns belogen“, erklärt die Ehefrau einer der Entführten gestern gegenüber den spanischen Medien. „Wir wollen keine Witwenrenten, sondern unsere Männer zurück“, fügte sie den Tränen nahe hinzu.

Die Fischereiverbände kritisieren die Regierung ebenfalls scharf. Bereits im April 2008 war ein spanischer Trawler vor Somalia entführt worden. Die Fischer verlangen seither Soldaten an Bord. Das Gesetz lasse dies nicht zu, hieß es aus Madrid immer wieder. Nach der Entführung der Alakrana bekamen die Fischer die Genehmigung, zu ihrem Schutz Söldner anzuheuern. Die Regierung kommt für einen Teil der Kosten auf.

Was bisher geschah: