© 2008 Reiner Wandler

Verboten!

Algeriens Behörden bestimmen was das Volk lesen darf. Die Bücher von Mohamed Benchicou gehören nicht dazu. Der Autor und Journalist ist auf der diesjährigen 13. Buchmesse in Algier nicht vertreten. Sein neuestes Werk, „Journal eines freien Mannes“ wurde nur wenige Tage vor der Eröffnung der Buchmesse verboten. Die Polizei meldete sich in der Druckerei und stoppte die Produktion des Buches. „Das ist Zensur wie im Mittelalter“, schimpft Benchicou. Er habe schließlich das Buch bei der Nationalbibliothek angemeldet und ganz offiziell eine ISBN-Nummer erhalten.

Laut Kulturministerin Khalida Toumi, einst selbst Oppositionelle, bevor sie unter Staatspräsident Abdelaziz Bouteflika in die Regierung eintrat, verstößt das Buch, in dem Benchicou die letzten zwei Jahre der algerischen und französischen Politik analysiert, gleich gegen mehrere heiligen Grundsätze algerischer Politik. Da Benchicou die für die Repression in Algerien zuständigen hohen Offiziere mit denen der französischen Kolonialverwaltung vergleicht, „banalisiert das Buch die Gräuel des Kolonialismus“. Außerdem verletzte es „die Ehre der Armee und Polizei“. Und zu guter Letzt beschuldigt die algerische Regierung, die für ihre Palästina-freundliche Haltung bekannt ist, den Autor gar des „Antisemitismus“. Und das weil Benchicou dem französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy vorwirft, von der pro-israelischen, jüdischen Lobby unterstützt zu werden.

Es ist nicht das erste Mal, dass Benchicou mit den Behörden unliebsame Bekanntschaft macht. Bis 2004 war der streitbare Journalist Herausgeber der französichsprachigen, algerischen Tageszeitung Le Matin. Als das Blatt allzu kritisch wurde, und Staatspräsidenten Abdelaziz Bouteflika und Umfeld der Korruption beschuldigte, wurde das Erscheinen untersagt. Benchicou wurde kurz darauf zu zwei Jahren Haft verurteilt. 2006 kam er wieder auf freien Fuß und unterhält seither eine Website auf der er versucht die verbotene Le Matin weiterzuführen. Als Benchicou im vergangenen Jahr ein Buch über die Erfahrung mit den algerischen Gefängnissen vorlegte, wurde dieses verboten. Der Stand auf der Buchmesse 2007 wurde von der Polizei geschlossen.

Benchicou, der die Unterstützung der algerischen Journalistengewerkschaft, sowie internationaler Berufsverbände und von Reporter ohne Grenzen genießt, will nicht klein beigeben. Sein „Journal d’un homme libre“ wird Mitte November in Frankreich erscheinen. Das Ministerium warnte ihn bereits, dass ihm diese Entscheidung weitere zwei Jahre Haft kosten könnte.

Was bisher geschah: