© 2008 Reiner Wandler

Störungsserie in Spaniens Atomreaktoren

Innerhalb von 72 Stunden kam es in vier der acht spanischen AKWs zu Störfällen. Den Auftakt machte der Reaktor Ascó I in der katalanischen Provinz Tarragona. Er sollte nach ausführlichen Reinigungsarbeiten vergangenen Samstag wieder angefahren werden. Ein Ventil des Kühlkreislaufes machte den Betreibern einen Strich durch die Rechnung. Es schloss nicht mehr. Jetzt wird der Reaktor von Technikern der spanischen Aufsichtsbehörde, dem Nuklearen Sicherheitsrat (CSN), untersucht.

Das AKW war im Juni stillgelegt worden. Denn im November vergangenen Jahres war radioaktiver Staub aus dem Reaktorgebäude entwichen. Die Betreiber hatten dies fünf Monate lang verschwiegen. Erst als Umweltschutzorganisationen von Arbeitern informiert wurden, kam der Störfall an die Öffentlichkeit.

Der Nachbarreaktor Ascó II lief am Montag acht Stunden lang nur mit 70 Prozent seiner Leistung. Schuld daran war eine Pumpe, die weniger Wasser als vorgesehen in die Turbinen schaffte. Kurz darauf vermeldete das ebenfalls in Tarragona gelegene AKW Vandellòs einen Feueralarm. Er war ausgelöst worden, nachdem aus einer Pumpe Öl entwichen war. Das Öl entzündete sich zum Glück nicht.

Im benachbarten Valencia schließlich lief das AKW Cofrentes den ganzen Dienstag über mit nur 56 Prozent seiner Leistung. Auch dort ging die Durchflussmenge des Primärkreislaufes zurück. Warum, ist bisher noch nicht geklärt.

Bei keinem der Unfälle entwich Radioaktivität. Die CSN spricht von einer „unglücklichen Häufung“ von Zwischenfällen. Alle vier AKW gehören den beiden größten spanischen Stromerzeugern Endesa und Iberdrola. In den Reaktoren in Ascó und Vandellòs sind in den vergangenen Jahren drei Viertel aller meldepflichtigen Störfälle aufgetreten.

„Die Philosophie der Betreiber lautet: Weiterlaufen lassen um jeden Preis“, sagt Greenpeace-Sprecherin Sarah Bizzinato. Die Strafen bei Verstößen gegen Sicherheitsauflagen seien so gering, dass die Unternehmen diese gern in Kauf nehmen, um weiter Strom zu erzeugen. Um die Gewinne zu maximieren, wurden außerdem Stellen abgebaut. Altgediente Arbeiter gingen in den Frühruhestand und wurden durch Leiharbeiter ersetzt. „Die Bildungsstand der Beschäftigten lässt schwer zu wünschen übrig“, moniert Bizzinato.

Was bisher geschah: