© 2008 Reiner Wandler

Macho-Paradies in Gefahr

Es ist vorbei mit dem Macho-Paradies Spanien. So will es der in seinem Amt bestätigte Regierungschef José Luis Rodríguez Zapatero. Der Sozialist mahnte in seiner Antrittsrede vor einer Woche einmal mehr die Gleichstellung von Frauen und Männern an. Und um zu zeigen, dass er es ernst meint, hat sein neues Kabinett mehr Ministerinnen als Minister. Bisher war es bereits paritätisch besetzt.

Zapatero, der sich selbst gerne als „Feministen“ bezeichnet, will es nicht bei Symbolen belassen. 2007 trat ein Gleichstellungsgesetz in Kraft. Das neue Gleichstellungsministerium soll jetzt über die Umsetzung wachen.

Das Gesetzt sieht vor, dass künftig, egal ob in Wirtschaft oder Politik, kein Geschlecht mit mehr als 60 Prozent vertreten sein darf. Was bei den Wahlen im März bereits für die Listen der Parteien galt, muss spätestens Ende 2014 auch in den Aufsichtsräten der spanischen Unternehmen umgesetzt werden. An geeignetem Personal fehlt es nicht. Mehr als die Hälfte der Studenten an Spaniens Hochschulen sind Frauen. Und in allen Fächern schneiden die weiblichen Absolventen wesentlich besser ab, als ihre männlichen Kommilitonen. Dennoch finden sie schwerer einen Arbeitsplatz. Je größer die Verantwortung, desto weniger Frauen werden eingestellt.

Als das Gleichstellungsgesetz Anfang 2007 verabschiedet wurde, waren bei den 35 größten spanischen Unternehmen gerade einmal drei Prozent der Aufsichtsräte Frauen. Mittlerweile sind es bereits sechs Prozent. Denn so manches Unternehmen bereitet sich auf die neuen Zeiten vor, indem es mit den Gewerkschaften Gleichstellungspläne ausgearbeitet hat. Darunter so namhafte Firmen wie IBM, Nestlé, Banco Santander oder La Caixa. In Unternehmen mit mehr als 250 Beschäftigten wird ein solcher Plan bald schon Pflicht.

„Die Gleichstellung der Frau in der Regierung ist ein sehr wichtiges Zeichen, das die Bevölkerung sensibilisiert hat“, lobt die stellvertretende Vorsitzenden der Fundación Mujeres (Stiftung Frauen), Marisa Soleto, Zapateros Politik. Die Ministerinnen sind für Soleto der sichtbare Beweis dafür, dass sich „die Rolle der Frau in Spanien so schnell geändert hat wie sonst nirgendwo“.

1975, als Diktator Franco starb, waren die Frauen unmündig. Ohne die Einwilligung ihres Ehemann konnte sie keine Bankgeschäfte tätigen. Nur wenige Frauen arbeiteten außer Haus. Und Scheidung gab es nicht. Heute sind die Spanierinnen aus der Arbeitswelt und den Universitäten nicht mehr wegzudenken.

Doch die Bilanz ist nicht nur positiv. Denn in den letzten Jahren beschäftigt Spanien ein Problem, das mit den neuen Zeiten nicht zusammenpassen will: Die Gewalt gegen Frauen nimmt zu. 2007 wurden 101 Frauen von ihren aktuellen oder ehemaligen Lebensgefährten ermordet. In diesem Jahr sind es bereits 40.

Was bisher geschah: