© 2008 Reiner Wandler

Dunkle Wolken über Spanien

Miguel Blesa spricht offen aus, was andere verschweigen: „Der Anteil der Backsteine an den Bilanzen macht Angst“, erklärt der Präsident der größten spanischen Sparkasse, Caja Madrid. Nirgendwo in Europa hat der Bausektor im letzten Jahrzehnt so geboomt wie in Spanien. Die Wohnungspreise stiegen bis zu 500 Prozent. Jetzt platzt die Blase. Im ersten Quartal wurden 28 Prozent weniger Wohnung verkauft als im gleichen Zeitraum des Vorjahres, die Preise fallen. Die Arbeitslosigkeit steigt. Ein Teufelskreis zeichnet sich ab.

Zwar gibt es in Spanien keine Risikohypotheken wie in den USA, doch war die Politik der Banken bei der Kreditvergabe alles andere als rigoros. Viele Geldinstitute finanzieren Wohnungen ohne Anzahlung. Eine Bescheinigung über Schwarzeinkünfte wurde als Ergänzung zum Lohnzettel akzeptiert. Hatten die Hypotheken vor zehn Jahren noch eine Laufzeit von maximal 25 Jahren, sind es mittlerweile bis zu 50 Jahren.

Jetzt rächt sich diese Politik. Insgesamt stehen die Spanier bei den Banken mit einem Betrag in der Kreide, der dem BIP des Landes entspricht. 60 Prozent der Bankkredite entfallen auf Immobilien. Genau aus diesem Bereich melden die Geldinstitute Zahlungsrückstände von insgesamt 6,1 Milliarden Euro. Noch liegt die Zahlungsunfähigkeit bei nur einem Prozent. Doch die Vorhersagen sprechen von bis zu fünf Prozent zum Jahresende. Die Rücklagen der Banken für solche Fälle wären dann in nur einem Jahr aufgebraucht.

„Es wird lange Zeit dauern, bis die Investoren wieder Vertrauen in den spanischen Finanzsektor haben“, ist sich Caja Madrid-Präsident Blesa sicher.

Was bisher geschah: