© 2007 Reiner Wandler

Schwulenhatz in Marokko


Es wäre ein ganz normales marokkanisches Hochzeitsvideo, das seit einigen Tagen in Youtube zu sehen ist, hätte es nicht einen kleinen Fehler. Die Braut ist ein Mann. Im traditionellen Kaftan und Schleier tanzt er zu Trommeln und Flöten. Die Gäste gehen begeistert mit und sprechen dem Alkohol zu. Das Video zeigt, dass doch ist, was nicht sein darf. Denn Homosexualität ist in Marokko verboten.

Acht Beteiligte wurden festgenommen. Sie werden vom Gericht der „sexuellen Perversion“ beschuldigt. Homosexualität wird in Marokko mit sechs Monaten bis zu drei Jahren Haft bestraft, „solange die Tatsachen nicht ein noch schwereres Verbrechen darstellen, wie ein strafbarer oder unnatürlicher Akt zwischen Individuen gleichen Geschlechts.“ So steht es im Paragraphen 489 des marokkanischen Strafgesetzbuches.

Die ungewöhnlich Bilder stammen vom 19. November und wurden in der Stadt Ksar el Kebir aufgenommen und von – aus verständlichen Gründen anonymbleibenden Autoren – bei Youtube eingestellt. Bald schon tauchte eine zweite, mit homophoben Kommentaren versehene Version auf. Die Hetzkampagne in den Internetforen nahm ihren Lauf.

„Sie ungraben die öffentliche Gesundheit“, schreibt einer der Internauten. Ein nächster sieht gar „Religion, Tradition und Vaterland“ gefährdet und macht in der schwulen Fete einen „Kreuzzug gegen Marokko“ aus. Wieder andere wettern gegen den schwulen Sextourismus, für den marokkanische Städte wie Marrakesch oder Tanger, trotz harter Gesetze gegen gleichgeschlechtliche Liebe, bekannt sind.

Nur wenige verteidigen die Schwulen. „Die arabische Gesellschaft ist in jeder Hinsicht noch im Mittelalter“, schreibt einer von ihnen. „Ich habe es nicht bereut, Marokko verlassen zu haben“, ein anderer.

Die marokkanische Presse griff das Thema dankbar auf. Öffentlich treten freilich nur diejenigen auf, die gegen Homosexuelle hetzen. So kam es, kurz nach dem das Video bei Youtube bekannt wurde, zu einer „spontanen“ Demonstration im islamistisch regierten Ksar el Kebir. Rund 600 Menschen ließen Gott und die marokkanische Nation hochleben, während sie versuchten in das Lokal einzudringen, in dem die Homohochzeit abgehalten worden war. Selbstverständlich stellten auch sie ein Video bei Youtube ein.

Nachdem das Ganze auch internationales Aufsehen erregt, meldet sich Innenminister Chakib Benmoussa zu Wort. Es ginge nicht um Homosexualität, erklärt er gegenüber der marokkanischen Nachrichtenagentur MAP. Die Verhafteten seien „bekannte Kriminelle und Scharlatane.“ Foto: Youtube

Was bisher geschah: