© 2007 Reiner Wandler

Die Kasbah von Algier








Die ersten Touristen sind zurück in der Kasbah, der Altstadt von Algier. Mit neugierigem Blick schlendern sie durch die engen Gassen, mühen sich die Treppen hinauf, wagen einen Blick in Innenhöfe, Sackgassen und kleine Werkstätten. Ein bisschen unsicher sind sie schon noch. Doch mit der Zeit trauen sie sich mehr und mehr. Denn nichts ist von Feindseeligkeit zu spüren, für die die Kasbah in zehn Jahren Bürgerkrieg bekannt wurde. So mancher Einwohner grüßt freundlich und schaut den Besuchern erstaunt hinterher, wie sie in einem im Auftrag des Kulturministeriums frisch restaurierten Palast verschwinden.

Tourismus und staatliche Investitionen – die Bewohner der Kasbah sehen in dieser Entwicklung ein gutes Zeichen. Beweist sie doch, dass die dunklen 90er Jahre endgültig vorbei sind. Damals versank Algerien nach dem Abbruch der ersten freien Wahlen im blutigen Chaos. Der Konflikt zwischen Staat und radikalen Islamisten verwandelte die Kasbah zum Sperrgebiet. Selbst Menschen der anliegenden Quartiere trauten sich nicht mehr in das Gewirr aus Gassen, dass sich vom Hafen den Hang eines 118 Meter hohen Hügels hinaufziehen.

Jetzt wo wieder Ruhe herrscht ist Zeit für eine Bestandsaufnahme in der Kasbah, die seit 1992 auf der Liste der UNESCO-Weltkulturerben steht. Das Ergebnis fällt nicht gut aus. Die Kasbah, eine der größten zusammenhängenden Altstädte der arabischen Welt, ist schwer krank. Das Viertel war Jahrzehntelang das Stiefkind Algiers. Erdbebenschäden wurden immer wieder nur notdürftig repariert. Das gleiche geschah mit den Spuren des antikolonialen Befreiungskrieges Ende der 50er Jahre und des Bürgerkrieges in den 90er.

Was bisher geschah: