© 2007 Reiner Wandler

Die große Flasche


Spaniens Hauptstadt hat ein Alkoholproblem. Wochenende für Wochenende versammeln sich Zehntausende von Jugendlichen auf den Plätzen in der Altstadt Madrids, um dort bis in die frühen Morgenstunden nur einer Beschäftigung nachgehen: Saufen bis zum Abwinken.

„Botellón“, Riesenflasche, heißt diese Mode, die längst auch in anderen Städten die Anwohner um den Schlaf und die Stadtverwaltung um hohe Beträge bringt. Tonnen von Müll muss die Stadtreinigung alleine in Madrid jeden Samstag und Sonntag einsammeln. Die Rettungswägen karren regelmäßig Jugendliche mit Alkoholvergiftung ins Krankenhaus. In den anliegenden Straßen und Hauseingängen stinkt es nach Urin und Erbrochenem.

Als einzige profitieren Dutzende von kleinen Geschäften – meist im Besitz von chinesischen Inhabern – von der Mode. Für zwölf Euro verkaufen sie einen „Kitt für den Botellón“, bestehend aus einem Liter Whisky, einer großen Flasche Cola, Eiswürfeln und Plastikbechern.

Zwar verbietet ein Gesetz die alkoholisierten Versammlungen auf der Straße und den Verkauf von alkoholischen Getränken außerhalb von Bars nach 22 Uhr, doch es bewirkte nur wenig. Die Jugendlichen verziehen sich in abgelegenere Ecken der Stadt und die Händler verlaufen unter der Hand.

Rund eine halbe Million junger Spanier zwischen 14 und 30 beteiligen sich regelmäßig am Botellón. 58 Prozent der Jugendlichen zwischen 14 und 18 Jahren konsumieren regelmäßig Alkohol. Weitere 18 Prozent hin und wieder. Viele Experten bringen diese Umfrageergebnisse mit einer anderen Ziffer in Zusammenhang. Jeder vierte Jugendliche verlässt die Schule ohne Abschluss.

Was bisher geschah: