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Putschgeneräle exhumiert

Die nordspanische Stadt Pamplona räumt mit ihrer traurigen Geschichte auf. In dieser Woche wurden die sterblichen Überreste der beiden Putschgeneräle Emilio Mola und José Sanjurjo, die in einem Mausoleum in Mitten der Hauptstadt der Provinz Navarra ruhten, exhumiert und der Familie übergeben. Diese werden die Leichname jetzt auf einem Friedhof beisetzen. Die Exhumierungen fanden nachts statt, um die Intimität der Familien zu wahren und Proteste Rechtsradikaler zu verhindern.

„Das hat nichts mit Vergeltung zu tun, sondern wir erfüllen geltendes Gesetz“, erklärt Bürgermeister Joseba Asiron und verweist auf das „Gesetz des historischen Andenkens“ aus dem Jahr 2007. Der 64-jährige Doktor der Kunstgeschichte und Lehrer an einer baskischsprachigen Schule gehört der linksnationalistischen EH Bildu an. Ob das nun leere „Mausoleum der Gefallenen“ abgerissen oder in eine Gedenkstätte für den spanischen Bürgerkrieg umgewandelt wird, muss der Stadtrat und Regionalparlament entscheiden.

Mola und Sanjurjo gehörten zu den Militärs, die unter der Führung des Generals und späteren Diktators Francisco Franco 1936 gegen die spanische Republik putschten. Die Folge war ein drei-jähriger Bürgerkrieg, den die Verteidiger der verfassungsmässigen Ordnung verloren. Knapp 40 Jahre Diktatur waren die Folge.

Mola gilt einer der Ideologen des Staatsstreichs. Er forderte die Seinen auf „alle, die nicht wie wir denken ohne Skrupel und ohne Zögern zu eliminieren“. In Navarra, das keine Kampfhandlungen im Bürgerkrieg sah, wurden mindestens 4.000 Demokraten, Gewerkschafter und Linke ohne jedwedes Gerichtsverfahren hingerichtet. Spanienweit wird die Zahl der getöteten Zivilisten auf über 114.000 geschätzt. Viele der Opfer gelten bis heute als verschwunden.

Die Familien der Generäle, die Kirche und konservative Politiker protestierten gegen die Exhumierung. „Die Wahrheit und der Rechtsstaat“ sei Opfer der „Linksnationalisten, die alte Wunden aufreißen“, erklärt die Familie Sanjurjo. Für den Bischof von Pamplona ist das Mausoleum eine „unantastbare, religiöse Kultstätte“, und der ehemalige Innenminister der Regierung von Mariano Rajoy, Jorge Fernández Díaz, glaubt, dass „Einige den Bürgerkrieg im Nachhinein gewinnen wollen“.

Die Familioen der Opfer von Putsch und Diktatur fordern, dass auch andere Generäle exhumiert werden. Einige von ihnen ruhen in Kirchen, wie der Basilika in Sevilla. Der Leichnam Francos befindet sich in einer von Zwangsarbeitern in den Fels gehauenen Kathedrale im „Tal der Gefallenen“ nahe Madrids. Republikanische Kriegsopfer und Franco-Faschisten wurden während der Diktatur „als Zeichen der Versöhnung“ dort beerdigt. Viele Familien fordern bis heute, 40 Jahre nach Ende der Gewaltherrschaft, vergebens die sterblichen Überreste ihrer Angehörigen zurück.

 

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