© 2015 Reiner Wandler

Rajoys Mädchen

 

SorayasaezsantamariaSoraya Sáenz de Santamaría springt ein, wenn es ihrem Chef zu brenzlig wird. Die 44-jährige, sapnische Vizeministerpräsidentin verteidigte in den letzten vier Jahren die Sparmaßnahmen vor der Presse, übernahm das Krisenmanagement, als eine Krankenschwester in Madrid an Ebola erkrankte und vertrat ihren Chef, den konservativen Premier Mariano Rajoy im zurückliegenden Wahlkampf in der unbequemen TV-Debatte gegen seine jungen Herausforderer, den Sozialisten Pedro Sánchez, den Rechtsliberalen Albert Rivera und Politstar Pablo Iglesias. Still und selbstsicher verteidigte sie die Politik im Dienste der Austerität, verkündete markroökonomische Erfolge und ließ sich nicht provozieren. Zwar gewann Iglesias die Debatte, aber Sáenz de Santamaría hielt, was die Konservativen noch nicht verloren hatten.

Die kleingewachsen Frau, die mal sympathisch lächelt, mal dreinschaut, als wolle sie es mit allen aufnehmen, ist der Trumpf in der Hand von Rajoys Partido Popular (PP). Sie könnte im Falle erfolgreicher Verhandlungen zur Bildung einer Regierung – mit Unterstützung der rechtsliberalen Ciudadanos oder gar einer großen Koalition mit den Sozialisten – den unbeliebten Rajoy ersetzen. „Operation Menina“, nennen einige das, angelehnt an das berühmte Gemälde von Velázquez, das die Königstochter umgeben von ihren Hoffräuleins zeigt.

In den vergangenen Monaten hat die PP die verheiratete Mutter eines Kindes gezielt aufgebaut. Sie tanzte in einer TV-Show und ließ sich in einer Reality auf Outdoorabenteuer unterschiedlichster Art ein. Überall in Madrid hingen während des Wahlkampfes Plakate mit ihrem Gesicht.

Sáenz de Santamaría ist Seiteneinsteigerin. Rajoy nahm sie 2000, als er Minister für besondere Aufgaben unter José María Aznar war, in sein Kabinett. Die junge Frau gehörte war bis dahin nicht PP-Mitglied, war nur standesamtlich getraut, aber sie hatte einen hervorragende akademischen Lebenslauf vorzuweisen. Sie organisierte die Versammlungen, bereitete die Unterlagen vor. Schnell wurde sie zur engen Vertrauten Rajoys. 2004 kam sie als Nachrückerin erstmals ins Parlament.

2011 gewann Rajoy die Wahlen und machte Sáenz de Santamaría zu seiner Vizeministerpräsidentin und Regierungssprecherin. Sie hielt das innerparteiliche Gleichgewicht zwischen der Regierung und den Rajoy nicht immer wohlgesonnenen Regionalfürsten der PP und hat sich ganz still und leise ihre eigenen Seilschaften aufgebaut.

Geschickt verstand sie es, sich bei den zahlreichen Korruptionsskandalen am Rande zu halten. Nur einmal machte sie Schlagzeilen. Wie viele Politiker in Spanien warf auch sie ihren Einfluss in die Waagschale und besorgte ihrem Ehemann einen gut bezahlten Führungsjob bei der ehemals staatlichen Telefónica./Foto: Wikimedia

 

 

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