© 2015 Reiner Wandler

Der mit dem Pferdeschwanz

RWXP8475

„PSOE: (Definition) Partei gegründet und aufgelöst von Pablo Iglesias“, lautet einer der beliebtesten, politischen Facebook-Witze in Spanien. Es entbehrt nicht des Humors, dass der Spitzenkandidat der erfolgreichen Podemos (Wir können) den gleichen Namen trägt wie jener Mann, der die sozialistische Partei Spaniens, die jetzt unter Bedrängnis gerät, vor über 130 Jahren gründete. Pablo Iglesias.

Der 37-jährige Politikprofessor der Universität Complutense ist einer der Handvoll Akademiker, der die neue Austeritätspartei regelrecht am Reissbrett entworfen hat. „Geschichte machen statt, sie untersuchen“, nannte sie das, als sie generalstabsmäßig aufbauten, was jetzt für Furore sorgt.

Wenn Iglesias sich mit etwas auskennt, dann ist es politische Kommunikation, wie er sie in den USA und an verschiedenen europäischen Hochschulen studiert hat. Jahrelang setzte der Sohn einer Gewerkschaftsanwältin und eines Franco-Gegners das Gelernte um und bestellte damit den Boden auf dem Podemos wuchs. Alles begann mit “La Tuerka” in einem kleinen, alternativen Fernsehsender in Vallecas, dem Arbeiterstadtteil Madrids in dem er Podemoschef bis heute in einer 60 Quadratmeter Wohnung lebt. Er wetterte gegen Austerität und Korruption und schaffte es bald schon in Talkshows zur Primetime, wo er so etwas wie der heimliche Sprecher der Empörten wurde. Iglesias bringt bis heute Rekordeinschaltquoten. Im Wahlkampf gewann er souverän die TV-Debatten.

Einmal bekannt, beschloss „der mit dem Pferdeschwanz“, wie ihn die Spanier nennen, mit seinem engsten Vertrautenkreis in die Politik zu gehen. Die Vereinigte Linke (IU) wollte den charismatischen Politiker nicht. Er könnte den alten, grauen Parteifunktionären gefährlich werden, fürchteten die Kommunisten.

Der Plan B wurde umgesetzt. Podemos entstand im Januar 2014 und kandierte mit überraschendem Erfolg – 8 Prozent und 5 Angeordnete – bei den Europawahlen im Mai des gleichen Jahres.

“Wir geben uns mit dem heutigen Erfolg nicht zufrieden”, rief Iglesias in jener Wahlnacht seinen Anhängern zu. “Ab Morgen werden wir dafür arbeiten, dass dieses Lad wieder eine anständige Regierung bekommt. Wir werden die Kaste aus dem Amt jagen”, versicherte er unter lautem Jubel. Schnell entstanden hunderte von Unterstützergruppen im ganzen Land. Sie machen heute Podemos aus, die mehr einer Bewegung als einer Partei gleicht.

Im Mai 2015 gewannen Podemos-nahe Kandidaten in mehren Großstädten die Kommunalwahlen, darunter Madrid und Barcelona. Jetzt ist Iglesias in Mitten der spanischen Politik angekommen. Fortsetzung folgt.

Was bisher geschah: