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Der Wind der Korruption

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Das Geschäft mit dem Wind lief in Spanien jahrelang wie geschmiert. Wer erfolgreich sein wollte, bezahlte einen regionalen Politiker um die Genehmigungsverfahren zu beschleunigen. Das belegt ein Bericht der spanischen Finanzbehörde, die dem Anti-Korruptionsstaatsanwalt überstellt wurde. Das 94-seitige Dokument, das der größten Tageszeitung Spaniens, El País, zugespielt wurde, beschäftigt sich mit der zentralspanischen Region Castilla y León. Diese verfügt mit 5.560 Megawatt über ein Viertel der in Spanien installierten Windparks und ist damit Spitzenreiter. Mindestens 110 Millionen Euro sollen an regionale Politiker geflossen sein.

Das ganze hatte System und dieses war denkbar einfach. Die Energieversorger nahmen sich einen örtlichen Partner und gründeten eine gemischte Betreiberfirma, um an den Ausschreibungen teilzunehmen. Der Stromversorger kümmerte sich um alles: Studien, Planung, Umweltgutachten. Sobald der Zuschlag kam kaufte der Stromversorger die Anteile seines Partners zurück, zu einem völlig überhöhten Preis.

So erhielt der große spanische Energieversorger Iberdrola in den Jahren 2005 bis 2008 den Zuschlag für 18 Windparks mit einer Gesamtkapazität von 492 MW. Für diese Operation wurde eigens ein Unternehmen mit dem Namen Energía Global Castellana gegründet. Iberdrola hielt 60 Prozent der Anteile; die regionalen San Cayetano Wind 40 Prozent. Nach dem Zuschlag kaufte Iberdrola die Anteile von San Cayetano Wind, löste das gemeinsame Unternehmen auf und errichtete die 18 Parks unter eigenem Namen.

Der Kauf der San Cayetano Anteile an Energía Global Castellana kostete Iberdrola – so die Finanzbehörde – 47,1 Millionen Euro. Tatsächlich hatte San Cayetano Wind nur 24.400 Euro bei Gründung von Energía Global Castellana investiert.

San Cayetano Wind gehört Alberto Esqueva, einem Verwaltungsratsmitglied des öffentlichen Unternehmens Excal, das dem regionalen Wirtschaftsministerium unterstand und die Entwicklung der Region fördern sollte. Die Finanzbehörde konnte keinerlei Hinweise für irgendwelche Dienstleistungen seitens San Cayetano Wind finden. „Das sind keine normalen unternehmerischen Beziehungen, denn das was wir beobachten hat nichts mit kaufmännischer Logik zu tun“, heisst es im Bericht des Finanzamtes.

Was bisher geschah: