© 2014 Reiner Wandler

Verfahren gegen Greenpeace-Aktivisten

Die 17 erinnern sich gut an jenen kalten und trüben Morgen des 15. Februar 2011. 16 Greenpeace-Aktivisten und ein Pressefotograf drangen in das Werkgelände des AKWs Cofrentes unweit der spanischen Mittelmeerstadt Valencia ein. Sie kletterten auf einen der beiden Kühltürme und malten in riesigen schwarzen Lettern „Nukleare Gefahr“ auf den Beton. Am Mittwoch, den 4.12.14, müssen sie sich dafür vor Gericht verantworten. Ihnen droht eine Haftstrafe von 2 Jahren und 8 Monaten wegen Störung der öffentlichen Ordnung, und Körperverletzung. Die Aktivisten sowie der Fotograf sollen das Sicherheitspersonal angegriffen haben. Greenpeace bestreitet dies. „Wir sind eine pazifistische Organisation“, erklären die Umweltschützer. Es sei „das schwierigste Verfahren“ in den 30 Jahren, in denen Greenpeace in Spanien aktiv ist. Neben der Haftstrafe droht ein Bussgeld von insgesamt 360.000 Euro.

Die Aktion richtete sich gegen die mittlerweile genehmigte Laufzeitverlängerung für das 30 Jahre alten AKWs in Cofrentes um weitere zehn Jahre. Das AKW ist laut Greenpeace einer der unsichersten Reaktoren in Spanien. Immer wieder sorgten Störfälle für Schlagzeilen. So versagten Sicherheitsventile, Korrosionsschäden machen den Betreibern zu schaffen und die Arbeiter wurden beim Tausch von Brennstäben weit mehr radioaktiv belastet als bei den anderen sechs spanischen Reaktoren. Der älteste spanische Realtor in der Nähe von Burgos ist seit 43 Jahren in Betrieb.

Längst könnte sich Spanien auch ohne Atomenergie mit ausreichend Strom versorgen. Doch die konservative Regierung in Madrid gab dem Druck der beiden großen Stromerzeuger Endesa und Iberdrola nach. Sie stoppte Anfang 2012 den Ausbau erneuerbarer Energien und verlängert – wie bereits ihre sozialistischen Vorgänger im Falle Cofrentes – die Laufzeit mehrerer AKWs.

Der angeklagte Pressefotograf Pedro Armestre begleitete die Aktion für die französische Agentur AFP. Als er das Gelände verließ, wurde er festgenommen. Ihm wird vorgeworfen mit einem Trennschleifer einen Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes angegriffen zu haben. „Ich schleppe mehrere Kilo Kameraausrüstung mit mir herum. Was soll ich da mit einem Trennschleifer?“ fragt er empört. Armestre wurde in den vergangenen Jahren mit mehreren nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet. Darunter der Fotopreis des spanischen Königs. Er sei auf alles vorbereitet, erklärt er. „Wenn ich ins Gefängnis muss, dann sperren sie mich hoffentlich zu den ganzen Korrupten aus dem Umfeld der Regierung. So könnte ich eine Reportage machen“, sagt der 42-jährige Vater zweier Kinder./Foto: Greenpeace

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