© 2014 Reiner Wandler

Pannen und Pleiten

Spaniens Erdgaskunden müsse tief in die Tasche greifen. In den kommenden 30 Jahren werden auf die monatliche Rechnung 1,35 Milliarden Euro plus Zinsen umgelegt. Mit diesem Betrag wird das Unternehmen Escal UGS für ein Gaslager vor der Mittelmeerküste entschädigt. Das Projekt mit dem Namen Castor wird von der Regierung in „Winterschlaf“ versetzt. Denn die Probebefüllung der Kalksteinschicht auf 1800 Meter unter dem Meeresboden im zweiten Halbjahr 2013 provozierte über 500 Erdbeben, das heftigste mit einer Stärke von 4,6 auf der nach oben offenen Richterskala. Die Befüllung wurde Ende September 2013 auf Anweisung des Industrieministeriums gestoppt. Das Lager als solches, die Plattform zur Befüllung sowie die Industrieanlage an Land sollten die Versorgungssicherheit Spaniens im Falle eines Lieferstopps für mindestens 17 Tage gewährleisten.

Eine Klausel in der Verordnung der damaligen sozialistischen Regierung unter José Luis Rodríguez Zapatero, mit der das „strategische Projekt“ ausgeschrieben wurde, sieht eine Entschädigung vor, falls der Betrieb des Lagers „ausgesetzt oder die Genehmigung vorzeitig beendet“ wird. Eine Klage der derzeitigen konservativen Regierung unter Mariano Rajoy, diese Klausel sei nicht zumutbar und ein Rechtsmissbrauch, wurde vom Obersten Gericht zurückgewiesen. Escal UGS muss somit entschädigt werden. Die Cstor-Betreiberfirma gehört zu zwei Dritteln dem Baukonzern ACS. Dessen Eigentümer ist der Präsident des hauptstädtischen Fussballvereins Real Madrid, Florentino Pérez. Das Projekt wurde von der Europäischen Investitionsbank (EIB9 mit 200 Millionen Euro unterstützt.

Die Befüllung habe „einen seismischem Prozess, der nicht untersucht wurde, ausgelöst“, heißt es in einem Gutachten der spanischen Geologischen Institutes, das nach der Erdbebenserie erstellt wurde. Vor dem Bau „wäre eine ausführliche Untersuchung notwendig gewesen“, heißt es weiter. Doch eine solche Studie gab es nie, und das obwohl auf der geologischen Karte der Küste vor der Region Valencia eine große tektonische Verwerfung eingezeichnet ist. Diese Verwerfung „diene als Deckel für das Erdgaslager“ hieß es von Seiten der Betreiber. Dass eine große Verwerfung höchstwahrscheinlich auch Verästelungen hat, daran dachte niemand. Für die Erdbeben waren, so sind sich die Experten mittlerweile sicher, wohl ein Gewirr aus kleineren Verwerfungen, die auf keiner Karte eingetragen sind, verantwortliche. Das Gewicht und der Druck das Gases hat schlafende Naturgewalten geweckt.

Industrieminister José Manuel Soria möchte die Verbraucher mit einer Rechnung ganz besonderer Art beruhigen. Der Befüllungsstopp und die Entschädigung käme billiger als der Betrieb der Anlage, heißt es aus in einem Kommuniqué aus seinen Hause. „Ab 2017 sparen wir 110 Millionen pro Jahr“, rechnet das Ministerium vor. Für die Lagerung des Gases waren jährlich 210 Millionen veranschlagt. Die Entschädigung verschlinge nur 100 Millionen. Spanien hat kein Gaslager und das zum Schnäppchenpreis.

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