© 2014 Reiner Wandler

Nationalparks im Ausverkauf

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Die 15 Nationalparks in Spanien werden künftig nicht nur geschützt, sie sollen auch „zum Genießen“ da sein. Damit begründet die konservative Regierung unter Mariano Rajoy ein Gesetz, dass die „touristische Nutzung“ der Parks zulässt. Umweltschutzorganisationen fürchten um den Erhalt der wertvollen Landschaften.

Künftig dürfen Tourismusunternehmen auf bisher gesperrten Flussabschnitten, wie dem Tajo im Nationalpark Monfragüe, mit Motorbooten Touristen herumschippern. Im Nationalpark Guadarrama, einer Gebirgskette unweit der Hauptstadt Madrid sollen alle möglichen Flugaktivitäten ohne Motor, vom Paraglider bis zum Segelflieger zugelassen werden. Ausserdem können die Parkverwaltungen künftig zusätzliche Jagdlizensen vergeben, um den Tierbestand zu kontrollieren.

Die konservative Partido Popular nutzte die absolute Mehrheit im Parlament, um die Lockerung des Schutzes der Parks im Alleingang zu verabschieden. Das Gesetz stammt aus der Feder des ehemaligen spanischen Landwirtschafts- und Umweltminister Miguel Arias Cañete, der jetzt als Energie- und Klimakommissar in der EU vorgesehen ist. Nicht nur die gesammte Opposition lehnt das Gesetz ab, auch der Staatsrat, der Gesetzesvorhaben überprüft, bevor sie dem Parlament vorgelegt werden, wiess den Text komplett zurück.

„Die geschützten Gebiete werden immer mehr zu thematischen Vergnügungsparks“, beschwert sich der Sprecher der spanischen Umweltschutzorganisation Ecologistas en Acción, Theo Oberhuber. Bereits ohne das neue Gesetz ist diese Entwicklung zu beobachten. So werden in der Sierra de Guadarrama bei Madrid immer mehr Sportveranstaltungen, wie Crossläufe, ausgetragen, seit sie vor vier Jahren zum Nationalpark wurde. Das neue Gesetz, dass die Nationalparks für Tourismusunternehmen öffnet, werde diese Entwicklung noch verstärken, befürchtet Oberhuber.

Tierschutzverbände wie Seo oder der WWF kritisieren die neue Regelung der Jagd. Die Kontrolle der Tierbestände dürfe nicht den Jägern überlassen werden, sondern müsse von Technikern der Parkverwaltung selbst gewährleistet werden.

Ein Paragraph des neuen Gesetzes verwundert die Umweltorganisationen. Künftig sollen große Geldgeber die Parks finanziell unterstützen. Wozu das dienen soll weiß keiner so recht. „Wer investiert, will was dafür“, ist sich Oberhuber sicher. „Vielleicht den Parks den Firmennamen geben?“ fragt er sich.

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