© 2014 Reiner Wandler

ETA löst Militärapparat auf

ETA hat „die für den bewaffneten Kampf nötigen logistischen und operativen Strukturen aufgelöst“. Das kündigte die baskische Separatistenorganisation in einem am Sonntag in der linksnationalistischen Tageszeitung Gara veröffentlichten Kommuniqué an. Die Organisation, die den bewaffneten Kampf im Oktober 2011 einstellte, ist damit der endgültigen Auflösung einen Schritt näher.

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ETA baue „eine technisch-logistische Struktur auf, die die Aufgabe hat, die Waffen endgültig unbrauchbar zu machen“, heisst es weiter. Außerdem werde die vor 55 Jahren entstandenen Separatistenorganisation, deren Anschläge mehr als 800 Menschen zum Opfer fielen, „die Strukturen für die politische Arbeit und für den Dialog zwischen allen Beteiligten stärken“. ETA suche künftig statt Gewalt eine „demokratische Konfrontation“. Das Ziel bleibe die Unabhängigkeit des Baskenlandes, sowie die „Rückkehr aller Gefangenen, Exilierten und im Untergrund lebenden Mitglieder von ETA“.

Das Kommuniqué trägt das Datum 15. Juli 2014. An diesem Tag besuchten zwei internationale Vermittler, der ehemalige Kabinettschef unter dem britischen Premier Tony Blair, Jonathan Powell, und der nordirische Vize-Premier Martin McGuiness, das Baskenland. Beide gehören zu denjenigen, die das Friedensabkommen zwischen der IRA und London aushandelten. Sie forderten die baskischen und spanische Regierung auf mit ETA in einen Dialog einzutreten.

Bereits im Februar hatte ETA einen Teil der Waffen vor der internationalen Beobachtergruppe (CIV) unbrauchbar gemacht. Ihr gehören unter anderem der Antiapartheidsaktivist und Ex-Vizeverteidungsminister aus Südafrika, Ronnie Kasrils, und ein weiterer Vater des Abkommens zwischen der IRA und der britischen Regierung, Chris Maccabe, an.

„Nichts Neues“, urteilte das Innenministerium der spanischen, konservativen Regierung unter Mariano Rajoy am Samstag, nach einem teilweisen Vorabdruck des ETA-Kommuniqués im Internet. Einmal mehr forderte das Ministerium die „völlige Auflösung aller kriminellen Strukturen“. „Jedwedes anderstlautende Kommuniqué ist es nicht wert, kommentiert zu werden“, heißt es. Rajoy hat sich bisher strikt geweigert in einen Dialog mit ETA oder deren politischem Umfeld aufzunehmen. Internationale Vermittler empfängt die Madrider Regierung nicht. Sie gelten den Konservativen in der Hauptstadt als „parteiisch“.

Auch der Präsident der baskischen Autonomieregierung, der konservativ-nationalistische Iñigo Urkullu, gibt sich verhalten. Er weigerte sich Powell und McGuiness zu empfangen. Der Besuch sei „ganz offensichtlich“ Teil der Strategie der Linksnationalisten. Er wirft sowohl ETA als auch der Regierung in Madrid vor, keine wirklich wichtigen Schritte zu unternehmen.

Der Abgeordnete der ETA-nahen Amaiur im spanischen Parlament Xabier Mikel Errekondo wirft beiden Regierungen vor, nichts zum Friedensprozess beizutragen. „Der Friedensprozess geht weiter, obwohl die Institutionen und diejenigen, die Verantwortung tragen, nichts anschieben sondern ganz im Gegenteil einen Schritt zurück machen wollen“, sagt er. Der ehemalige Chef des linksnationalistischen Spektrum, Arnaldo Otegi, dessen Verdienst es ist, seine Anhänger und ETA von einer Abkehr von der Gewalt überzeugt zu haben, sitzt nach wie vor im Gefängnis, weil er 2009 eine Nachfolgepartei für die verbotene ETA-nahe Batasuna gründen wollte. Gegen die Beobachtergruppe, die im Februar bekannt gab,dass ETA ein Teil der Waffen unbrauchbar gemacht habe, wird ermittelt. Und ein ETA-Mitglied der einen kurze Hafturlaub vor einer Woche nutzte, im Radio mit an der Seite eines ETA-Opfer aufzutreten und um Pardon zu bitten, wurden alle Hafterleichterungen entzogen.

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