© 2014 Reiner Wandler

Auf Erdölsuche um Urlaubsparadies

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Nach einen Jahrzehnt an der europäischen Spitze in Sachen erneuerbarer Energien sucht Spanien wieder verstärkt nach alten Energien. Statt auf Wind und Sonne setzt die konservative Regierung unter Mariano Rajoy auf Erdöl. Ausgerechnet dort, wo jährlich Millionen Touristen ihren Strandurlaub verbringen, soll gebohrt werden. Sowohl vor den Kanaren als auch vor den Balearen warten große Unternehmen der Branche auf die endgültige Genehmigung, um die Suche aufzunehmen. Das Industrieministerium hat sein OK bereits gegeben. Dass dieses in den nächsten Wochen auch vom Umweltministerium kommen wird, bezweifelt niemand. Ein Konsortium aus der spanische Erdölgesellschaft Repsol, der australischen Woodside Energy und der deutschen RWE will bereits im Sommer vor den Kanaren mit den Untersuchungen beginnen. Und vor den Balearen steht Capricorn, eine Tochter der schottische Cairn Energy, in den Starlöchern.

In einem ersten Schritt sollen mittels Schall Erdöllager unter dem Meeresboden aufgespürt werden. Bei der sogenannte seismischen Untersuchung werden riesige Explosionen verursacht, deren Stärke einem Sprengsatz von 30 bis 100 Kilogramm Dynamit entsprechen. Die vom Meeresgrund zurückgeworfenen Schallwellen werden analysiert. Umweltschutzorganisationen und Fischereiverbände befürchten den Rückgang der Meeresfauna. Viele Arten könnten aus den Gebieten flüchten. Andere werden durch den Schall schwer geschädigt. „In den betroffenen Gebieten wird der Fischfang um bis zu 70 Prozent zurückgehen“, prophezeit die für Meeresbiologie zuständige Spezialistin der Umweltschutzorganisation Ecologistas ein Acción, Angeliki Lysimachou. Insgesamt sind auf den Kanaren und den Balearen 20.000 Quadratkilometer von diesen Untersuchungen bedroht.

Auf den Inseln selbst befürchten Bürger und Regionalpolitik um den Tourismus, sobald Erdöl gefördert wird. Auf der Balaereninsel Ibiza gingen Ende Februar 12.000 Menschen gegen die Erdölförderung auf die Straße. Selbst die Regionalpolitiker der konservative Partido Popular von Ministerpräsident Rajoy stellen sich gegen das Vorhaben. Es war die größte Demonstration, die die Insel je gesehen hat.

Auch auf Lanzarote, der Kanareninsel, die am nächsten an der Gebiet liegt, das Repsol und Co ausbeuten wollen, machen die Bürger immer wieder mobil. Sie fürchten um den Tourismus und das obwohl die Erdölindustrie gut bezahlte Arbeitsplätze und Reichtum für die Inseln verspricht. 140.000 Barrel könnten bald schon täglich gefördert und das 20 Jahre lang, verspricht Repsol. Das Unternehmen mahnt zur Eile. Denn auch Marokko und Mauretanien suchen in ihren Hoheitsgewässern gegenüber den Kanaren nach Öl. Größere Vorkommen wurden bisher allerdings rund um die Inseln keine gefunden.

Die Regierung der Kanarischen Inseln will die Erdölsuche stoppen und fordert ein Referendum mit der Frage: „Sind sie mit der Genehmigung der Erdölsuche durch die multinationale Repsol vor den Küsten unserer Inseln einverstanden?“ Bis auf Rajoys Partido Popular unterstützen alle Parteien im Regionalparlament den Plan die Bürger zu befragen. Aus Madrid freilich kommt ein klares Nein zur Volksabstimmung. Diese sei nicht verfassungskonform, da es sich um kein regionalpolitisches Thema handle./Foto: arribalasquelucha

Was bisher geschah: