© 2013 Reiner Wandler

Uneigenützig in der Krise

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„DRINGEND: Wir sind ein Paar aus Alcalá de Henares. Wir werden ein In-Vitro-Befruchtung versuchen. (…) In der Klinik haben sie uns gesagt, dass wir eine Eizellenspenderin für ein anderes Paar suchen müssen. Und ein anderes Paar sucht für uns. … Es gibt eine Belohnung.“

Ein Blick ins Internet zeigt, es gibt in Spanien, was gesetzlich untersagt ist. In unterschiedlichen Foren suchen Frauen ganz offen Eizellenspenderinnen, andere bieten sich an, und preisen ihr Aussehen und ihre Intelligenz. Rechtschreibfehler, wie sie eigentlich nur Grundschülern unterlaufen dürften, zeigen, dass viele der Frauen aus einfachen Verhältnissen stammen dürften, oder des Spanischen noch nicht allzu lange kundig sind.

Eizellenspenden müssen per Gesetz, wie Organspenden auch, „uneigennützig“ sein. Spenderin und Enpfängerin dürfen sich nicht kennen. Doch Privatkliniken zahlen 600 bis 1000 Euro „Aufwandsentschädigung“ für die mehrere Wochen dauernde Hormonbehandlung bis zu Entnahme der Eizellen. Und wenn sich Interessierte und Spenderin – wie in der obigen Anzeige oft als Dreiecksgeschäft – bereits im vorab einigen, fließt weiteres Geld. Auch wenn dies die Kliniken abstreiten.

Rund 55 Prozent der europaweit gezählten Eizellenspenden finden in Spanien statt. Über 8.000 Spenderinnen sind es pro Jahr. „In den letzten vier Jahren ist die Zahl der Frauen, die Eizellen spenden, sprunghaft angestiegen. Es fällt schwer zu glauben, dass dies nichts mit der schwierigen wirtschaftlichen Lage zu tun hat“, heißt es auf „Trótula crítica“, einer Seite für gynäkologische Themen. Seit Beginn der Krise – mit über 26 Prozent Arbeitslosigkeit und einer Jugendarbeitslosigkeit von über 50 Prozent – ist die Zahl der Spenderinnen laut Presseberichten um mindestens 20 Prozent gestiegen. Im Internet wird die Eizellenspende ganz offen als Quelle für etwas Geld debattiert. „Ihr erinnert Euch sicher an den Text über Samenspende. Dank der Scheißkrise nimmt die Zahl der Jungs, zu, die ganz „uneigennützig“ etwas Geld dazuverdienen … heute reden wir über die Eizellen“, heißt es auf einer Seite mit dem Namen „sin dinero“ – „ohne Geld“.

Das Gesetz hat eine wichtige Lücke. Spenderinnen werden nicht registriert. Ärzte empfehlen eine Obergrenze von drei Spendenzyklen, das Gesetz lässt bis zu sechs zu. Doch werden in der Presse immer wieder Fälle von Frauen bekannt, die aus Not weit mehr Spenden unternommen haben./Foto: wikimedia

Was bisher geschah: