© 2013 Reiner Wandler

Alles tun, um im Ausland Fuß zu fassen

Altair Díaz Cobos (24), Madrid, Arbeitslos

Jeder zweite Spanier unter 25 ist arbeitslos. Altair Díaz Cobos gehört dazu. An Bildung fehlt es der 24-Jährigen nicht. Sie ist seit ein ein halb Jahren Logopädin, hat einen Titel als Leiterin für Freizeitprogramme und spricht relativ gut englisch. „Dennoch habe ich gerade einmal zwei Wochen gearbeitet, seit ich mit der Uni fertig bin“, erklärt sie. Dabei kann ihr niemand vorwerfen, sich nicht bemüht zu haben. Über einhundert Bewerbungen hat sie geschrieben und persönlich abgegeben oder per Internet zugestellt. „Es gibt nichts, einfach nichts“, sagt die junge Frau.

In ihrem Freundeskreis sehe es nicht viel besser aus. „Die meisten machen irgendwas, aber es sind normalerweise unbezahlte Praktika“, berichtet Díaz. Auch sie ist acht Stunden die Woche in einer Logopädenpraxis tätig – unbezahlt. Offiziell schaut sie dem Fachmann nur über die Schulter, doch sie behandelt auch selbstständig die jungen Patienten mit Sprachproblemen. Außerdem gibt sie Spanischunterricht bei einem Verein, der sich um Einwanderer kümmert. In dem Teil der Madrider Altstadt, aus dem Díaz stammt, sind dies vor allem Menschen aus Bangladesh und China.

Díaz gehört zur Generation der „Empörten“. Natürlich war sie vor Ort, als vor zwei Jahren überall in Spanien Protestcamps entstanden und natürlich ist sie seither auf den meisten Demonstrationen gegen die unsoziale Krisenpolitik. „Doch irgendwie ist das alles frustrierend. Es ändert sich ja nichts“, sagt sie nachdenklich.

Díaz möchte weg. „Hier haben wir keine Zukunft“, ist sie sich sicher. Seit ein paar Monaten sucht sie nach einer Au-Pair-Stelle in England. „Eine alleinstehende Mutter aus einem Vorort von London hat mir ausführlich geschrieben. Ich denke, das könnte klappen“, berichtet die junge Frau. Wohnen und Verpflegung sowie 400 Pfund bar auf die Hand wären das. „Und vor allem würde ich mein Englisch verbessern“, sagt Díaz. Ihr Ziel: „Ich werde alles tun, um im Ausland Fuß zu fassen. Vielleicht ein anderes Studium in der Tourismusbranche, wir werden sehen“, erklärt sie. Falls die Zusage kommt, wird sie im September die Koffer packen und auswandern, wie einst vor 50 Jahren ihre Großmutter.

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