© 2013 Reiner Wandler

Im Namen der Infanta

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Es war einmal eine Königstochter, die fand keine Ruh‘. Denn ein böser Richter auf der Urlaubsinsel Mallorca, mit Namen José Castro, verfolgte sie. Nein, hier geht es nicht um ein Märchen. Es geht um die spanische Realität. Die Tochter von König Juan Carlos, Cristina von Borbon und Griechenland, ist erneut in einen Skandal verwickelt. Laut umfangreicher Auskünfte der Finanzbehörden an Richter Castro, der gegen Cristanas Ehemann Iñaki Urdangarín wegen Veruntreuung von rund sechs Millionen Euro aus öffentlichen Kassen ermittelt, hat die Königstochter in den Jahren 2005 und 2006 13 Immobilien und Grundstücke mit einem Gesamtwert von 1,43 Millionen Euro verkauft und dies in der Steuererklärung verschwiegen.

„Die Studie ist falsch und entbehrt jeder Grundlage“, lautete umgehend die Antwort aus dem Königshaus. Cristina habe mit den Verkaufsoperationen nicht zu tun. Und auf Nachfrage bei dem mutmaßlichen Kunden, will keiner jemals Geschäfte mit der Königstochter getätigt habe. Ganz Spanien stellt sich die Frage, wie dann deren Ausweisnummer auf die Unterlagen, die von Notaren und Grundbuchämtern aus unterschiedlichsten Regionen an das Finanzamt weitergegeben wurden, gekommen ist.

„Das Finanzamt verlässt sich auf Angaben von Dritten“, erklärt die Behörde kurz und knapp. Finanzminister Cristóbal Montoro weiß keine Antwort. Die wenigen Politiker und Journalisten, die das skandalgebeutelte Königshaus noch offensiv verteidigen, reden von einem Fehler, der den Notaren und Grundbuchämtern beim Eintrag der Ausweisnummer unterlaufen sei. Doch weder der Notarenverband, noch die von der Presse befragten Beschäftigten an den Grundbuchämtern halten dies für möglich. „Die Wahrscheinlichkeit eines Fehlers ist sehr, sehr gering“, heißt es dort. Schließlich handle es sich nicht um einen Kaufvertrag, sondern um 13. Und die Ausweisnummern der Mitglieder der Königsfamilie sind nur zweistellig, die der Normalsterblichen in Spanien jedoch achtstellig.

Eine der Erklärungen könnte der Versuch sein, Schwarzgeld anhand von erfundenen Transaktionen zu waschen. Doch dazu hätte die Infanta und Ehemann Urdangarín die Einkünfte bei der Steuererklärung angeben müssen. Richter Castro, der von der Staatsanwaltschaft daran gehindert wurde, zu ermittelt, in wie weit Cristina in die Machenschaften ihres Ehemannes verwickelt war, will all dem jetzt auf den Grund gehen.

Erstmals in der jüngeren Geschichte Spaniens steht nur noch etwas mehr als die Hälfte der Spanier hinter dem Königshaus. Cristinas Bruder, Kronprinz Felipe bekam dies am Montag bei der Einweihung einer Hochgeschwindigkeitsbahntrasse zu spüren. Als er in Alicante aus dem Zug stieg, wurde er von mehreren Hundert Personen mit Rufen nach einer Dritten Republik empfangen./Foto: CasaReal

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