© 2013 Reiner Wandler

Buchtipp

Cristina Fallarás: „A la puta calle“

alaputacalle

Die 45-jährige, mehrfach für ihre Romane preisgekrönte Journalistin Cristina Fallarás aus Barcelona ist das Gesicht der neuen Armut in Spanien. Nachdem sie 2008 hochschwanger als stellvertretende Chefredakteurin einer Gratis-Tageszeitung entlassen wurde, begann die Abwärtsspirale. Die Mutter von zwei Kindern fand keine neue Arbeit in einem Land, in dem seit Krisenbeginn Tausende von JournalistInnen arbeitslos wurden. Nach 720 Tagen läuft in Spanien das Arbeitslosengeld aus. Die Ersparnisse gingen zu Ende. Letztendlich verlor Fallarás auch ihre Wohnung, da sie den Kredit nicht mehr bedienen konnte. Sie schreibt eine wöchentliche Kolumne über die Krise und die Auswirkungen in der Tageszeitung El Mundo und erzählt ihre Geschichte in ihrem neuesten Buch: „A la puta calle“ – zu deutsch so viel wie „Auf die verdammte Straße“.

Das Buch ist eine minutiöse Reportage über das eigenen Schicksal. Es macht klar, dass die Verelendung nicht nur ein Problem derer ist, die schon immer am unteren Ende der sozialen Leiter standen. Ohne in Selbstmitleid zu verfallen, analysiert Fallarás an ihrem eigenen Fall die neue Armut in Spanien. In einem brillanten Stil, der geschickt zwischen Alltagssprache und literarischer Betrachtung hin- und herspringt, beschreibt sie die spanische Krise und ihren eigenen Prozess der zunehmenden Ausgrenzung. Es ist der Weg einer Frau der spanischen Mittelklasse hinab in die Marginalisierung. Ein Weg, der so ist sich die Autorin sicher, viele so oder so ähnlich durchlaufen haben oder noch durchfallen werden. Das Buch, das in Spanien viel Aufsehen erregt, ist ein Lehrstück über die Folgen der Sparpolitik im Dienste der Eurorettung. Und es ist die erste Erzählung in Ich-Form, denn dank ihres Berufes hat Fallarás Stimme, die vielen anderen Opfern der Krise verwehrt ist.

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