© 2012 Reiner Wandler

Hat es die Sonne geschafft?

Spanien hat zum Jahresbeginn für alle künftigen Projekte erneuerbarer Energieformen die Einspeisevergütung gestrichen. Dennoch zeichnet sich eine neuer Photovoltaikboom ab. Gehrlicher Solar 250 Megawatt (MW) in Extremadurien, Valsolar 400 MW und Ecoenergías de Guadiana 500 MW in der gleichen Region, Andaltia 400 MW, Würth 287 MW, Gestamp 400 MW in Murcia … Insgesamt sind es rund 4000 MW, die die Großen aus der Branche planen, um sie ohne Hilfen ans Netz zu bringen.
Die Regionalregierungen sind begeistert. „Dank der erneuerbaren Energien sind in der Region viele Unternehmen für Installation und Unterhalt, sowie Fabriken für Bauteile, Beraterfirmen und Ingenieurbüros entstanden“, erklärt der Generaldirektor für Industrie, Energien und Bergbau der Landesregierung von Murcia, Pedro Jiménez. Alleine in seiner Region würden sich derzeit 13 Unternehmen für Standorte eines großen Photovoltaikparks ohne Einspeisevergütung interessieren.
Bis vor wenigen Wochen sah Jiménez für die Branche wenig Zukunft. Denn seit Jahren wird die Photovoltaik gezielt ausgebremst. Der erste Schlag kam mit der Einführung eines Kontingentes für Neuinstallationen 2009 unter der sozialistischen Regierung von José Luis Rodríguez Zapatero. Und dann setzten die konservativen Parteifreunde von Jiménez unter dem jetzigen Ministerpräsidenten Mariano Rajoy per Dekret für unbestimmte Zeit die Einspeisevergütung komplett aus. Die Pläne jetzt ohne Förderung weiterzumachen, lassen die eher landwirtschaftlich geprägten Regionen wie Murcia oder Extremadurien, im Süden Spaniens, wieder hoffen.
Eduardo Collado, Präsident des Photovoltaikverbandes ASIF, glaubt nicht an die unmittelbare Umsetzung der Pläne. „Solarparks im traditionellen System erfordern tiefgreifende Veränderungen im Gesetz“, erklärt er. Zwar haben die am weitesten fortgeschrittenen Projekte bereits erfolgreich mit dem Netzbetreiber REE Einspeisepunkte und -mengen ausgehandelt, doch sollen die Parks wie traditionelle Kraftwerke ihre Produktion aufnehmen. Und solche können bei Überproduktion vom Netz genommen werden. Dies wäre unrentabel und würde auch dem Ziel der Solarenergie, den CO2 Ausstoß des Landes zu verringern, nicht gerecht.
Doch die Unternehmen haben Zeit, ist sich Collado sicher: „Investoren erwarten eine Rentabilität von über zehn Prozent und die ist längst noch nicht gegeben.“ Der Strompreis an der Strombörse liegt derzeit bei rund vier bis sechs Cent pro Kilowattstunde (KWh). Die Kosten bei der Photovoltaik lägen bei rund 11 Cent. „Optimistisch gerechnet muss der Preis auf mindestens 8 Cent steigen und die Fixkosten müssen um rund 40 Prozent fallen“, ist sich Collado sicher. Das könnte in frühestens ein ein halb bis zwei Jahren soweit sein, denn die Strompreise werden in den kommenden Jahren in Spanien steigen. Bisher sind die Tarife für den Haushaltsstrom nicht kostendeckend. Ein Tarifdefizit von über 22 Milliarden Euro, für das der Staat bürgt, ist aufgelaufen. Im Rahmen der Haushaltskonsolidierung ist dies nicht länger tragbar.
„Zum anderen wird die Technologie billiger“, sagt Collado. Vor allem bei den Panels sinken die Preise ständig. „Derzeit liegt der Preis für ein Watt Spitzenleistung bei 0,7 bis 0,8 Euro. Er könnte sich bei 0,5 Euro einpendeln. Aber solange dies nicht der Fall ist, werden wir viele Absichtserklärungen für Photovoltaikgroßanlagen ohne Einspeisevergütung sehen. Aber niemand wird auch nur ein einziges Panel installieren“, prophezeit Collado. Er glaubt, dass es den Firmen mit ihren Projektankündigungen darum geht, Netzzugänge und Kapazitäten zu reservieren, um für die kommenden Jahre gewappnet zu sein.

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