© 2012 Reiner Wandler

Korruptionsparadies Mallorca

Die Balearen Inseln sind nicht nur ein Paradies für sonnenhungrige Urlauber, sondern auch für korrupte Politiker. In einem Verfahren in Palma de Mallorca werden hochrangige Regionalpolitiker beschuldigt, zweistellige Millionenbeträge aus den öffentlichen Kassen in ihre eigene Tasche gewirtschaftet zu haben. Der Hauptangeklagte ist der ehemalige Ministerpräsident der spanischen Inselgruppe, Jaume Matas. Die Staatsanwaltschaft fordert für Matas acht ein halb Jahre Haft. Die Anklagepunkte lauten: Untreue, Betrug, Fälschung von Dokumenten und Vorteilsnahme. Selbst der Schwiegersohn des spanischen Königs Juan Carlos, Iñaki Urdangarín ist in die Korruptionsaffäre verwickelt.

Dem ehemaligen Ministerpräsidenten aus den Reihen der konservativen Partido Popular (PP) von Spaniens neuem Regierungschef Mariano Rajoy wird vorgeworfen den Bau der Radsporthalle Palma Arena 2005 bis 2007 künstlich um mehr als 40 Millionen Euro verteuert zu haben. Parallel dazu wuchs das Privatvermögen von Matas spektakulär. Der Politiker, der als Ministerpräsident offiziell 84.000 Euro im Jahr verdiente, nennt unter anderem einen Palast für mehr als eine Million Euro sein eigen. Das Gebäude ließ er für weitere 1,3 Millionen renovieren.

Matas, der die Inseln von 1996 bis 1999 sowie von 2003 bis 2007 regierte und von 2000 bis 2003 unter dem Konservativen José María Aznar spanischer Umweltminister war, ist derzeit gegen 2,5 Millionen Euro Kaution auf freiem Fuss. Das Verfahren wird vermutlich bis Ende Januar abgeschlossen sein.

Unter anderem soll sich auch der Ehemann von Infanta Cristina, der jüngsten Tochter des spanischen Königs Juan Carlos, Iñaki Urdangarín mit Hilfe von Matas bereichert haben. Der ehemalige Handballprofi Urdangarín stand von 2004 bis 2006 der Stiftung Instituto Nóos vor. Diese organisierte Sportveranstaltungen und Kongresse für Regionalregierungen. Dank seiner guten Beziehungen verlangte Urdangarín völlig überhöhte Tarife, so die Anklage in einem weiteren Verfahren, das im Februar beginnen wird.

Mit Kostenvoranschlägen, die nur eine DIN-A-4-Seite umfassten bekam Nóos von Matas den Zuschlag für zwei Verträge zur Vorbereitung von zwei Kongressen in Höhe von 2,5 Millionen Euro. Rechnungen für die erbrachten Leistungen wurden keine vorgelegt. Die Gelder verschwanden mit Hilfe eines breiten Geflecht aus Unternehmen, die unter anderem Urdangarín, und zum Teil auch der Königstochter Cristina, gehörten in Steuerparadiesen. Auf den Balearen und in der ebenfalls von der PP regierten Region Valencia soll Urdangarín und seine Partner auf diese Art mindestens 5,8 Millionen Euro verdient haben.

2006 soll König Juan Carlos seinem Schwiegersohn nahegelegt haben, bei Nóos auszusteigen und sich einen anderen Job zu suchen. Überraschend wurde er damals vom spanischen Telekommunikationskonzern Telefónica auf einen führenden Posten in Washington berufen.

Der Skandal droht den Ruf der spanischen Monarchie als solche zu schädigen. „Vor dem Gesetz sind alle gleich“, erklärte Juan Carlos in seiner Weihnachtsansprache. Erstmals machte der Monarch öffentlich, wofür das Königshaus die Zuwendungen von jährlich 8,4 Millionen aus dem Staatshaushalt ausgibt.

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