© 2011 Reiner Wandler

Als die Spanier Millionäre waren

Wenn es um den Euro geht schimpfen die Spanier gerne. Die Preise sind in die Höhe gegangen, wie sonst kaum in der Eurozone. Und seit Spanien ins Visier der Märkte geraten ist, heißt das Thema in den Kneipen „Merkozy“. Ob Sozialkürzungen, Rentenalteranhebung oder die Schuldenbremse in der Verfassung all das gehe zum größte Teil ganz direkt auf Anweisungen aus Berlin, Paris und Brüssel zurück, darüber sind sich die Spanier einig.

Doch ist dies ein Grund den Euro verlassen zu wollen? Die Spanier antworten mit einem klaren Nein. Nur sieben Prozent wollen – laut einer Umfrage des us-amerikanischen Fernsehsenders CNN – die Pesete so schnell wie möglich zurück. Zum Vergleich: In Deutschland würden 16 Prozent gerne die Mark wiederhaben und in Frankreich gar 18 Prozent den Franc. Der Euro ist nirgends so beliebt wie in Spanien.

Die Menschen haben die Einheitswährung trotz aller Probleme lieb gewonnen. Denn die Pesete war schwach. Alleine im Jahrzehnt vor dem Eurobeitritt wurde sie zweimal empfindlich abgewertet. Auslandsreisen waren teuer und so manches Luxusprodukt auch. Vor allem die geschätzten deutschen Kraftfahrzeuge waren nur für wenige erschwinglich. Der Euro, dessen Einführung mit dem Bauboom in Spanien zusammenfiel, schaffte das Gefühl, endlich zu den Reichen dieser Welt zu gehören. Die Spanier entdeckten den Konsum, reisten durch die Welt. Dass ein Großteil diesen Lebens auf Pump gekauft war, bekommen sie jetzt zu spüren. Die Privatverschuldung liegt weit über dem EU-Schnitt. Doch den Euro lieben sie weiterhin.

Dennoch ist die Pesete nicht ganz aus dem spanischen Leben verschwunden. Wenn es um richtig kostspielige Anschaffungen geht, oder jemand einen besonders gut bezahlten Job bekommen hat, dann rechnen viele noch immer in der alten Währung. Das klingt einfach nach mehr. „Mein Auto hat vier Kilo gekostet.“ – „Mein Schwager verdient ein Kilo im Monat.“ „Ein Kilo“ steht für eine Million Peseten, doch die wiederum „nur“ für 6.000 Euro. Mit der Pesete waren die Spanier ärmer, aber sie waren Millionäre.

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