© 2010 Reiner Wandler

¡Sahara Libre!

Immer mehr Sahrauis sind mit ihrer Geduld am Ende. „Wir wollen Krieg!“ skandierte ein größere Gruppe junger Sahrauis auf der spanienweiten Solidaritätsdemonstration mit der besetzten Westsahara. Zehntausende waren am Samstag zum Marsch durch das Zentrum Madrids gekommen, um gegen die brutale Räumung eines Protestcamps in El Aaiún, der Hauptstadt der seit 35 Jahren von Marokko besetzten, ehemaligen spanischen Kolonie Westsahara zu protestieren. Auch wenn Marokko keine internationalen Beobachter durchlässt, kommen immer neue Schreckensnachrichten aus der belagerten Stadt. Bei der Räumung des Camps, mit dem 20.000 Sahrauis für bessere soziale Bedingungen eintraten, den Protesten und Razzien danach sind wohl mehr als 300 Menschen ums Leben gekommen. Zuletzt sollen aus einem Brunnen 27 Leichen geborgen worden sein.

Der Marsch durch Madrid wurde von der spanischen Vereinigten Linken (IU), der im entstehen begriffenen grünen Partei Equo, sowie von den beiden großen Gewerkschaften CCOO und UGT unterstützt. Auf der Abschlusskundgebung verlangten namhafte Künstler das Ende der Besatzung und forderten von der spanischen Regierung und der internationalen Gemeinschaft ein Aufklärung des Geschehenen und Verurteilung Marokkos. Der Text wurde vom spanischen Hollywoodschauspieler Javier Bardem verlesen.

Als der Präsident des sahrauischen Exilparlaments und Chefunterhändler der Befreiungsbewegung Polisario vor der UNO, Jatri Aduh, das Mikrofon ergreifen wollte, kam es zum Eklat. Mehrere sahrauische Jugendliche stürmten das Podium und rissen das Mikro an sich. „Wir wollen Krieg!“ skandiertem sie unter erheblichem Applaus erneut. „Sie schlachten uns ab, und Ihr schaut zu“, schrieen andere wütend. Sie verstehen nicht, warum die Polisario trotz des Massakers von El Aaiún weiter mit Marokko verhandelt.

Auch in den sahrauische Flüchtlingscamps im algerischen Tindouf forderten Hunderte von Sahrauis ein Ende des seit 1991 gültigen Waffenstillstandes zwischen der Polisario und Marokko. „Wir sind bereit für unser Land zu streben“, riefen sie vor den Sitz der sahrauischen Exilregierung und dem Büro der UN-Mission, die seit 1991 an der Haltung Marokkos scheitert, wenn es um die Umsetzung einer Volksabstimmung über die Zukunft der Westsahara geht.

Am Wochenende wies Marokko weitere internationale Beobachter aus. Einem spanischen Korrespondenten in Rabat wurde die Akkreditierung entzogen, mehrere Sonderberichterstatter wurden am Flug nach El Aaiún gehindert, die Bundestagsabgeordnete der Linken, Sevim Dagdelen, wurde zum Rückflug nach Berlin gezwungen.

Am Montag reist Bundesaussenminister Guido Westerwelle nach Marokko um sich mit seinem dortigen Amtskollegen zu treffen. Ob dabei die Westsahara eine Rolle spielen wird, wurde nicht bekannt.





















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