© 2010 Reiner Wandler

Trommeln für den Sieg

Alle Welt kennt Manolo „el del Bombo“ – Manolo, der mit der Trommel. Wenn heute die spanische Nationalmannschaft ihr erstes Spiel bei der WM in Südafrika gegen die Eidgenossen bestreitet, wird Manuel Cáceres Artesero, wie er mit brügerlichem Namen heißt, gegen die Vuvuzelas antrommeln, was das Zeug hält. Der Fan Nummer 2 (nach dem König versteht sich) ist mit seiner Trommel und der Baskenmütze so etwas wie das Markenzeichen der Selección. Er glaubt immer fest an den Titel, um einmal mehr enttäuscht nach Hause zu fahren. Dann endlich, vor zwei Jahren, wurde Spanien Europameister. Und jetzt gilt La Roja gar als einer der Favoriten bei der Weltmeisterschaft. Manolo wird trommeln, wie nie zuvor in seinem Leben. Hier ein kleines Interview, das ich vor Jahren mit dem mittlerweile 61-jährigen Teilzeitmusiker und Kneipenwirt führte.


Wie kamen Sie zur Trommel?

Ich bin in Aragón aufgewachsen. Dort ist die Trommel ein weitverbreitetes Instrument. Ende der 60er Jahre fing ich an, bei Regionalklubs zu trommeln. Dann begann ich bei Real Zaragoza, einem Klub aus der ersten Liga. Schließlich landete ich beim FC Valencia und bei der Nationalmannschaft. Seither reise ich durch die Weltgeschichte.

Verlangt das große Opfer?

Ich habe für den Fußball alles aufgegeben, meine Familie, mein Geschäft. Die kleine Bar gegenüber dem Stadion in Valencia ist das einzige, was mir geblieben ist. Wenn ich unterwegs bin, mache ich den Laden dicht.

Alles für den Fußball?

Ja. Denn bei der Trommelei merkte ich sehr schnell, daß mich das Publikum mag, und zwar überall auf der Welt. Das Publikum genießt es richtig, wenn ich trommle, und ich genieße es auch. Meine Familie wollte da einfach nicht mitziehen, und so haben wir beschlossen, uns zu trennen.

Mit der Trommel kann man in Ihrer Heimat ganz unterschiedliche Gefühle ausdrücken: Trauer am Karfreitag, aber auch Freude auf den Dorffesten. Hat Manolo auch verschiedene Rhythmen?

Je nachdem, wie das Spiel läuft, trommle ich verschieden. Ich laufe immer den Fanblock auf und ab. Dabei merke ich sehr schnell, was das Publikum braucht.

Haben Sie wegen der Trommel nie Probleme bekommen?

Doch. Einmal in Italien wollten die mich erst nicht ins Stadion lassen, aber das ist schon lange her. Jetzt kennt mich ja alle Welt.

Spielen Sie noch immer auf Ihrer ersten Trommel?

Nein, ich habe schon viele verbraucht. Und eine Trommel ist auf einem Rückflug von Costa Rica nach Madrid spurlos verschwunden. Ich bin dann extra noch einmal nach Costa Rica geflogen, aber es hat alles nichts genutzt.

Dann haben Sie also keine so enge Beziehung zu Ihrem Instrument wie zum Beispiel die Flamenco-Gitarristen?

Nein. Das einzige, worauf es ankommt, ist der Durchmesser von 75 Zentimetern – wegen der Tonhöhe und der Lautstärke.

Wenn Manolo „el del Bombo“ ins Rentenalter kommt, was dann?

Ich mach‘ weiter, solange es dem Publikum gefällt.

Was bisher geschah: