© 2009 Reiner Wandler

Zurück aufs Land

„Der Mohr hat seinen Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen“, scheint das Motto des spanischen Arbeitsmarkts zu lauten. Wegen der rasant steigenden Arbeitslosigkeit drängen Spanier in die Landwirtschaft, die sie in den letzten acht Jahren ausländischen Arbeitskräften überlassen hatten. In der südspanischen Provinz Huelva krümmen wieder Einheimische den Rücken, um die Früherdbeeren zu pflücken. «Wir haben bei der Erdbeerernte die ses Jahr 20 Prozent mehr ein heimische Arbeiter als 2008», sagt der Sprecher des spanischen Landwirtschafts- und Viehzucht verbandes (COAG), Eduardo Domínguez.

In den Provinzen Jaén, Granada und Córdoba sowie in Castilla- La Mancha schütteln wieder mehrheitlich Spanier die Oliven von den Bäumen. Viele Landwirte haben ihren langjährigen ausländischen Erntehelfern abgesagt. «Überall in den Dörfern ziehen Gruppen von Immigranten umher, die verzweifelt nach Arbeit suchen», sagt Domínguez.

Spanien erlebt die Kehrseite des beispiellosen Baubooms der letzten zehn Jahre. Einheimische verließen die Landwirtschaft und das Gastgewerbe, Immigranten waren willkommen. Immer wieder wurden Einwanderer ohne Papiere legalisiert. 2000 lebte knapp eine Million Ausländer in Spanien, heute sind es 5,3 Millionen.

Jetzt ist die Spekulationsblase geplatzt. Anfang Januar waren mehr als drei Millionen Menschen arbeitslos, das sind 13,9 Prozent. Über eine halbe Million von ihnen bezieht kein Arbeitslosengeld. 827.000 Haushalte sind ohne einen Erwerbstätigen.

«Die Behörden üben Druck aus, damit wir mehr Spanier einstellen », beschwert sich Verbandssprecher Domínguez, der dazu bemerkt, «dass die Landwirt schaft nur dank der Immigranten den Bauboom überlebt hat». In Andalusien sind Arbeitgeber gehalten, bei einer neuen Meldestelle für Arbeitssuchende in der Landwirtschaft anzufragen. Gemeldet sind dort vorwiegend Spanier, ob geeignet oder nicht.

Das Kontingent für Saisonarbeiter aus Marokko hat die Regierung gekürzt. Immigranten, die in ihre Heimat zurückkehren, erhalten bei der Ausreise 40 Prozent der Ansprüche aus der Sozialversicherung, bei der Ankunft zu Hause die restlichen 60 Prozent. Angesichts der schwierigen Lage in ihrer Heimat sind allerdings erst 1.400 Immigranten darauf ein­gestiegen.

Unter dem Vorwand der Kriminalitätsbekämpfung macht die Polizei jetzt Jagd auf papierlose Einwanderer. Sie kontrolliert in den Städten U-Bahn Ausgänge und patrouilliert vor Schulen, verfolgt die umherziehenden Immigranten auf dem Land. Sogar dienstlich verordnete wöchentliche Fangquoten soll es geben.

Was bisher geschah: