© 2009 Reiner Wandler

Strom vom Gottesacker

Der Friedhof von Santa Coloma de Gramenet liefert den ewigen Strom. Auf den Mauern der Nischengräber wurden Sonnenkollektoren installiert. 100 KW Kapazität hat die letzte Ruhestätte der 124.000-Seelen-Stadt im Nordosten von Barcelona. Die Gesamtfläche von 752 m² an Panels liefern 124.374 kWh pro Jahr. Die Toten ersparen damit den Lebenden den Ausstoß von 62 Tonnen CO2. „Wir sind mit dieser Art der Installation Pioniere in Spanien“, verkündet stolz eine Pressemitteilung des von den Sozialisten regierten Bürgermeisteramtes.

„Wir, mein Vater und ich, kamen auf die Idee, als wir über den Friedhof spazierten“, erklärt Esteve Serret. Er ist der Chef der Firma Cons-Te, die den Friedhof in Santa Coloma im Auftrag der Stadt verwaltet. Gedacht, getan: Serret gründete zusammen mit der Stadtverwaltung und dem spanischen Stromversorger Endesa ein zweites Unternehmen, Live Energy, um die Toten in den Kampf gegen den Klimawandel einzubinden. 720.000 Euro investierte das neue Unternehmen. Dank der guten Einspeisevergütung von 32 Cent pro kWh wird der Friedhof diese Summe schnell wieder hereinwirtschaften.

„Wir wollen weitere Solaranlagen bauen“, erklärt Serret. Er denkt dabei an die insgesamt 283 Friedhöfe, die entweder von Cons-Te verwaltet werden oder Abnehmer der von Serrets Firma fabrizierten Fertigelemente für Nischengräber sind. „In vielen Orten ist der Gottesacker das größte zusammenhängende, gemeindeeigene Grundstück. Und zudem ist der Friedhof meist nach Süd-Westen orientiert“, weiß Serret. Ideal also für einen Solarpark.

Und noch einen Vorteil dürfte diese Art von Installation haben. In Spanien sind die Solarpanels bei Langfingern sehr beliebt. „Mal sehen, wer den Mumm hat, nachts auf einem Friedhof stehlen zu gehen?“ unkt ein Teilnehmer in einem Internet-Forum über erneuerbare Energien./ Foto: Stadtverwaltung Santa Coloma de Gramenet.

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