© 2008 Reiner Wandler

Erneuter Schlag gegen ETA

Aitzol Iriondo war nur kurz im Amt. Vor drei Wochen trat er die Nachfolge des damals verhafteten Militärchefs „Txeroki“ der baskischen Separatistenorganisation ETA an. Am Montagnachmittag gegen 18 Uhr ereilte den 31-Jährigen das gleiche Schicksal. Die französische Gendarmerie nahm ihn zusammen mit zwei seiner engsten Mitarbeiter in Gedre, unweit von Lourdes, fest. Um 23 Uhr gingen der spanischen Polizei drei weitere Etarras in die Fänge, als sie nach Spanien zurückkehren wollten.

Seit Februar 2007 prangte Iriondos Foto auf dem Fahndungsplakat der meistgesuchten ETA-Mitglieder. Der junge Mann, der der ETA seit 2002 angehört und damals nach der Verhaftung eines engen Freundes nach Frankreich flüchtete, kann auf eine ansehnliche Geschichte in der Separatistenbewegung zurückblicken. 1994 wurde er erstmals im Alter von 17 Jahren nach einer gewalttätigen Demonstration festgenommen. 2001 soll er dann von der ETA ausgebildet worden sein. In einer Unterstützergruppe, die dem Kommando in seiner Heimatstadt San Sebastián zuarbeitete, habe er, so die Ermittler, seine ersten Sporen verdient.

In den folgenden Jahren soll Iriondo an mehreren Attentaten gegen nicht nationalistische Gemeinderäte im Baskenland beteiligt gewesen sein. Außerdem wird ihm zur Last gelegt, Bombenanschläge gegen öffentliche Einrichtungen angeordnet zu haben. Die französische Polizei untersucht zudem, wer von beiden Militärchefs an der Ermordung von zwei spanischen Polizeibeamten vergangenen Dezember in Südfrankreich beteiligt war. Zwar prahlte „Txeroki“ damit, doch die Beschreibung von Augenzeugen passe wesentlich mehr auf Iriondo, heißt es.

Der letzte Anschlag der ETA – der einzige unter der Führung Iriondos – galt Mittwoch vergangener Woche dem Chef eines Unternehmens, das am Bau des baskischen Hochgeschwindigkeitszuges beteiligt ist. Der 71-Jährige wurde auf offener Straße erschossen. Die ETA hatte wiederholt erklärt, der Zug, der die drei baskischen Provinzhauptstädte verbinden wird und die Region im spanischen Norden überdies per Hochgeschwindigkeit an Madrid und Frankreich anschließen soll, sei „nicht im Interesse des Baskenlandes“.

„Falls jemand daran denkt, Iriondo zu ersetzen, wir suchen ihn schon“, erklärte der spanische Innenminister Alfredo Pérez Rubalcaba nach dem Fahndungserfolg. Die ETA-Führung wird immer öfter Ziel polizeilicher Operationen. In nur vier Jahren gelangen der französischen und spanischen Polizei zehn wichtige Schläge gegen die Spitze der Separatisten. Die spanischen Medien vermuten, dass es dem Innenministerium vor geraumer Zeit gelungen ist, Informanten in die ETA einzuschleusen. Offen ist nun, wer die Führung der ETA übernimmt. Laut spanischem Innenministerium sollen sich zwei Gruppen um die Kontrolle der Organisation streiten. Der harte Flügel, dem „Txeroki“ und Iriondo angehörten, lehne erneute Verhandlungen mit der Regierung strikt ab. Während eine Gruppe aus Veteranen genau dies zum Ziel haben soll./Foto: Web Ertzaintza

Was bisher geschah: