© 2008 Reiner Wandler

Gefährliche Fluchten


Mit dem guten Wetter kommen die Flüchtlingsboote nach Südeuropa, und mit ihnen die Tragödien. Alleine in den vergangenen 48 Stunden sind mindestens 18 Menschen auf dem Mittelmeer verstorben. 15 Tote waren vor der Küste der südspanischen Provinz Almería zu beklagen, darunter neun Kleinkinder, drei weitere Flüchtlinge verloren ihr Leben vor Malta.

Es ist eigentlich eine kurze Reise von Marokkos Küste nach Spanien. An der engsten Stelle trennen bloss 14 Kilometer die beiden Kontinente.

Doch da Europa die Meerenge von Gibraltar immer besser kontrolliert, wählen viele Boote den weiteren Weg nach Almería. Über 100 Kilometer ist hier das Mittelmeer breit. Eigentlich ist dies in einem grossen Schlauchboot zu schaffen, wenn das Wetter stabil ist und nicht, wie im Falle der Verunglückten, der Motor ausfällt. Fünf Tage trieb das Boot nach Angaben der 33 Überlebenden auf dem Meer, bis es 50 Kilometer vor der spanischen Küste entdeckt wurde. An Bord hatten sich grausame Szenen abgespielt. Nach und nach verstarben Bootsinsassen. Sie wurden von den Überlebenden in die Fluten geworfen. Die Geretteten waren völlig von der Sonne verbrannt. Vier sind noch in Lebensgefahr. Die Mütter der verstorbenen Kinder werden psychologisch betreut.

Es war die zweite Tragödie diese Woche in spanischen Gewässern. Bereits am Montag kenterte ein Flüchtlingsboot vor der Küste von Motril in der südspanischen Provinz Granada. 14 Flüchtlinge verloren dabei das Leben. 23 wurden gerettet. Die Schwarzafrikaner nahmen die Strapazen und Gefahren umsonst auf sich. Nach amtlichen Quellen werden nur zwei von ihnen politisches Asyl erhalten. Der Rest wird wohl abgeschoben.

«Vor unseren Küsten spielen sich Tragödien ab. Wir müssen etwas unternehmen», erklärte der spanische Regierungschef José Luis Zapatero gestern bei einem Treffen mit seinem griechischen Amtskollegen Kostas Karamanlis. Was, darüber schwiegen sich die beiden Politiker aus. Bisher wurde nach jedem Unglück die Kontrolle weiter ausgebaut und der Druck auf die Küstenstaaten in Afrika verstärkt, damit sie keine Boote ablegen lassen.

Was bisher geschah: