© 2008 Reiner Wandler

Ende gut, alles gut.

Am Schluss zählt nur das Ergebnis. Und das ist im Falle von Bernd Schuster der Meistertitel, den seine Mannschaft am Sonntag Abend – vier Spieltage vor Saisonende – gewann. Es ist die 31. Meisterschaft in der Vereinsgeschichte des Real Madrid und der zweite Titel in Folge.

„Es war wie ein amerikanischer Film mit Happy End“, resümierte der Real-Coach nach dem Ende des Spiels gegen Osasuna in Pamplona. Die Partie hatte die Dramatik eines Endspieles. 84 Minuten gewöhnlicher Fußball endeten in einem Feuerwerk der Emotionen. Osasuna legte mit einem Elfmeter in der 84. Minute vor. Real Madrid – seit Anfang der zweiten Halbzeit mit nur zehn Mann auf dem Platz – gelang in der 86. Minute der Anschlusstreffer und kurz vor Abpfiff das 1:2. „Campeones, Campeones“, sangen die Anhänger der Weißen im Stadion und vergessen das Desaster beim Pokal und in der Championsleague.

Ganz anders das Bild zu Hause in Madrid. Der Platz um den Brunnen der Göttin Cibeles im Stadtzentrum, wo die Madridistas ihre Siege feiern, war fast leer. Nach dem Elfmeter hatten die Fans den Heimweg angetreten. Sie waren sich sicher einen weiteren Spieltag auf den Meistertitel warten zu müssen. Umso größer die Freude, als sie nach dem überraschenden Sieg zurück kamen. Zehntausende hielten bis tief in die Nacht aus, um ihre Helden zu empfangen.

Es war eine seltsame Saison. Zwar lag Real Madrid von Anfang an vorn. Doch überzeugen konnte die Mannschaft nie so recht. Zu deutsch erschien vielen der Fußball des Bernd Schuster. Ein Sieg um jeden Preis ist nicht nach dem Geschmack der Madridistas. Sie wollen Spektakel und das blieb ihnen der Deutsche allzu oft schuldig.

Doch am Wahlspanier, der einst selbst bei Real Madrid spielte, prallte die Kritik ab. Statt auf die Fragen der allmächtigen Sportpresse einzugehen, gab er zynische bis arrogante Antworten. „Die schlechteste Liga seit langem“, hieß es in der Presse immer wieder. Nicht ganz zu unrecht. Denn die beiden Verfolger Villareal und FC Barcelona wussten die wenige Male, die Real Madrid versagte, nicht zu nutzen. Bis auf zwei Punkte kam Barcelona an den Tabellenführer aus der Hauptstadt heran, und ließ die Madridistas dann wieder ziehen. So mancher Sportjournalist wartete mit gewetzter Feder die ganze Saison über, um Schuster in Grund und Boden schreiben zu können. Doch dazu kam es nicht.

Jetzt ist keine Kritik mehr zu hören. „Der Weg zum Titel ist gezeichnet von blitzartigen Momenten“, schwärmt die größte spanische Tageszeitung El País. Die Liga des Real Madrid sei ein Roman mit großartigen Kapiteln. Schuster, der die ersten Monate die Mannschaft immer wieder umbaute, habe einen Hang zum Risiko, aber letztendlich habe er seinen Stil entwickelt.

Am meisten freute sich Vereinspräsident Ramón Calderón. Er hatte hoch gepokert, als er Schuster vom Vorortclub Getafe ins Herzen der Hauptstadt holte. „Als ich den Meistertrainer Capello auswechselte, habe ich viel riskiert“, erklärte Calderón nach dem Spiel in Pamplona. Schuster sollte für einen radikalen Neuanfang sorgen. Und der war bitter nötig.

Calderón übernahm 2006 von Florentino Pérez eine abgehalfterte Startruppe. Große Namen wie Figo, Ronaldo, Zidane oder Beckham trugen das weiße Trikot. Die „Galaktischen“ hatte Pérez seine Truppe werbewirksam getauft. Doch schnell zeigte sich, viele Stars machen noch lange keine große Mannschaft. Real Madrid trudelte in die wohl teuerste Krise seiner Geschichte. Capello und später Schuster bauten um. Stars wurden verkauft, junge, begabte Spieler kamen. Die Alteingesessenen aus Madrid bekamen erneut eine Chance. Das Konzept ging auf, wie die zwei Meistertitel in Folge beweisen.

Im nächsten Jahr wollen die Weißen wieder international mitspielen. Wie das gehen soll? Calderón bleibt seinem Konzept treu. Große Veränderungen wird es für die nächste Spielzeit nicht geben. „Wir werden die bestehende Mannschaft verstärken, um mehr Qualität zu erzielen“, erklärt er seine Pläne. Und selbstverständlich bleibt Schuster in Madrid: „Es war ein hartes Jahr für ihn. Real Madrid zu trainieren ist etwas Anderes. das lernst du nicht, wenn du es nicht gemacht hast. Er musste unbedingt einen Titel gewinnen“, beschreibt Calderón den Druck unter dem der deutsche Trainer stand. „Ich bin sicher, dass er sich jetzt ändern wird.“

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