© 2008 Reiner Wandler

Schwulenverfolgung in Marokko

Das Fest zu Ehren des Heiligen Sidi Ali Ben Hamdouch im marokkanischen Maghrassiyine endete mit einer Massenfestnahme von Homosexuellen. Die Gendarmerie rückte am Wochenende in das Dorf unweit von Meknes ein und verhaftete 21 Männer. Das alljährlich stattfindende Fest gilt seit jeher als Ort an dem schwule Paare ihre Verbindung feiern. Bisher wurde dies geduldet. Jetzt wurde die populäre Wahlfahrt Opfer der seit Monaten andauernden Schwulenhatz. Den Festgenommenen wurden dem Haftrichter vorgeführt. Ihnen wird vorgeworfen gegen den Paragraphen 489 des marokkanischen Strafgesetzbuches verstoßen zu haben. Dort werden „strafbare und unnatürliche Akte zwischen Individuen gleichen Geschlechts“ geahndet, da sie „gegen die „guten Sitten und die öffentliche Moral“ verstoßen. Den Betroffenen drohen Haftstrafen von sechs Monaten bis zu drei Jahren sowie eine Geldstrafe.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Gendarmerie bei einer Versammlung von Schwulen zuschlägt. Bereits im November wurden in Ksar el Kebir acht Männer verhaftet. Sie hatten an einer schwulen Hochzeitsparty teilgenommen. Ein Film davon wurde damals bei YouTube eingestellt und sorgte international für Aufsehen. Die immer stärker werdenden Islamisten, deren Moralavorstellungen in Marokko zunehmded das alltägliche Leben bestimmen, sowie die konservative, dem Königshaus nahestehende Presse forderten ein hartes Vorgehen. Nach der Verhaftung stürmten hunderte von Anwohnern, in der von einem islamistischen Bürgermeister regierten Stadt, das Lokal und zertrümmerten die Einrichtung. Sechs der Festgenommenen im Alter von 21 bis 61 Jahren wanderten für zwei bis sechs Monate ins Gefängnis.

„Die Männer sind für ein Verhalten hinter Gitter, das zwischen Erwachsenen mit gegenseitigem Einverständnis stattfand. Es steht keiner Regierung zu, so etwas zu kriminalisieren“, beschwert sich die Ressortleiterin für Nord-Afrika und den Mittleren Osten bei Human Rights Watch, Sarah Leah Wilson damals. Das Vorgehen der marokkanischen Behörden sei ein schwerer Eingriff in die Privatsphäre und eine Verletzung der Meinungsfreiheit der Betroffenen.

Marokko ist kein Ausnahmefall. Die Internationale Lesben und Schwulen Vereinigung (ILGA) beklagt die fehlenden Rechte für Homosexuelle in den muslimischen Ländern. Fast überall gebe es harte Gesetze gegen gleichgeschlechtliche Liebe. Weltweit steht auf freiwillige, homosexuelle Handlungen zwischen Volljährigen in sieben Ländern – Iran, Mauretanien, Saudi Arabien, Sudan, Vereinte Arabische Emirate, Jemen und den 12 Nordprovinzen Nigerias – sogar noch die Todesstrafe. Es sind alles muslimische Länder.

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